Für den Ernst des Lebens: Heiteres Berufetesten

■ Berufsschule Rübekamp lädt SchulabgängerInnen ein: Zapfen, Mixen, Backen und Verzieren auf Probe

Der Rotbarsch glubschte ungläubig: So viele Menschen hatte er sein Lebtag nicht gesehen. Kein Wunder, er war ja auch tot.

Aufgebahrt lag er gestern auf einem Stand der Lebensmitteltechniker beim Tag der Offenen Tür im Schulzentrum Rübekamp. Auszubildende der Abteilung Nahrungsgewerbe stellten dort für SchulabgängerInnen ihre Berufe vor. Die Gastronomen zapften Bier und mixten Cocktails, die Konditoren bogen schweinische Marzipanohren und gossen Schokoschmetterlinge für Torten, die Fleischer zersägten rosige „Werkstücke“ und machten Wurst, alles zum Anfassen, alles zum Kennenlernen.

Hochinteressantes gab es da zu sehen und zu fragen. Den smarten Mixer Carsten Heidberg, der geheimnisvolle Cocktails zaubern konnte und nebenbei erklärte, wie das wurde, was er schüttelte, der Gastronomiefachmann Andre Krenke, der erzählte, wie er einmal einen guten 74er Rotwein etwas zu schwungvoll eingoß, der mittlerweile aber perfekt Bier zapfen kann und AnfängerInnen in die hohe Kunst des Blumenziehens einwies.

Insgesamt hatten sich gut 400 SchülerInnen der Klassen 9 und 10 im Berufsschulzentrum eingefunden. „Das sind alles Berufe, in denen es noch Lehrstellen gibt“, warb Schuldirektor Ottomar Bazak kräftig um Ausbildungsnachwuchs. Der Tag der Offenen Tür sollte den Jugendlichen möglichst realistische Bilder vom späteren Berufsleben vorführen. „Um guten Kontakt zu den Jugendlichen herzustellen, haben wir uns entschlossen, die Auszubildenden selbst ihre Berufe vorstellen zu lassen“, erläuterte Jens Jensen von der Handelskammer.

Viele Berufsbilder haben sich geändert: „Ihr müßt als Fleischer übrigens nicht mehr selbst schlachten, das gehört schon seit 10 Jahren nicht mehr zur Ausbildung“, erklärte beispielsweise Friedrich Wilhelm Hohls, Bereichsleiter für Fleischer und Lebensmitteltechnik am Schulzentrum, dem Berufsnachwuchs in spe vor dem computergesteuerten Räucherofen. Und wie man Bärenwurst macht: Die verschiedenen Farben bekommt man nämlich durch verschiedene Fleischsorten und die Fettanteile. Schweinefleisch ist heller als Rindfleisch, wenn der Kontrast nicht ausreicht, darf man mit Blut nachhelfen. Lebensmittelfarbe ist bei allen Fleischerzeugnissen verboten. Die verschiedenfarbigen, flüssigen Bratmassen werden über Düsen in den Darm gedrückt, gären und werden hart. Durch eine bestimmte Anordnung der Düsen erhält man das Bärengesicht.

Aber natürlich ist auch nicht alles Gold, was einen goldenen Boden haben soll: „Wer nach anderthalb Ausbildungsjahren als Konditor noch keine Berliner backen kann, der sollte mal dringend mit seinem Ausbilder reden“, empfahl Konditormeister Meyerdierks. Das heiße Eisen, das er damit angefaßt hat, ist überall bekannt. Auszubildende werden in etlichen Betrieben als billige Arbeiskräfte behandelt. Meyerdierks Empfehlung an die künftigen Azubis: Macht den Mund auf, hier habt Ihr ja auch eine große Klappe.“ mad