Golfkrieg führt zu Meuterei in der PLO

■ Anführer hingerichtet/ Vierzehn Tote bei Niederschlagung der Erhebung im Südlibanon/ Fatah-Bataillon wollte Stellung nicht aufgeben und die Angriffe gegen Israel fortsetzen

Saida/Tunis (afp/wps/taz) — Der Anführer einer Meuterei innerhalb der größten Palästinenserorganisation Al Fatah im Südlibanon, Abu Mohammed Saarura, ist am Freitag abend gefangenengenommen und hingerichtet worden. Zuvor war die Erhebung eines der Fatah-Battaillone blutig niedergeschlagen worden. Dabei wurden vierzehn Palästinenser getötet und vierzig weitere verletzt. Hintergrund der Kämpfe ist letztendlich der Golfkrieg und die arabische Kontroverse über die Eröffnung einer „zweiten Front“ gegen Israel.

Das rebellische Fatah-Bataillon hatte sich geweigert, eine Stellung in der Nähe der südlibanesischen Stadt Saida zu räumen und der libanesischen Armee zu überlassen. Das Bataillon wollte den Hügel von Kraje nur gegen die Zusicherung räumen, anschließend den Kampf gegen Israel fortsetzen zu können. Die reguläre libanesische Armee bezieht seit dem 7. Februar im Süden des Landes Position, um weitere Zusammenstöße zwischen Palästinensern und Israelis an der Grenze zu der von Israel besetzten „Sicherheitszone“ zu verhindern.

Bei den Kämpfen standen sich Fatah-Einheiten unter dem Kommando des militärischen Chefs der Fatah im Libanon, Oberst Ala'a, und das von Abu Mohammad Saarura geführte Saed-Sajel-Bataillon gegenüber. Die Gefechte mit Mörsern, Raketenwerfen und Kanonen dehnten sich nach Korrespondentenberichten auch auf die benachbarte Stellung Ain el Delb und das Palästinenserlager Raschidije in der Nähe von Tyros etwa 40 Kilometer südlich von Saida aus. Anderen Meldungen zufolge soll auch die von George Habasch geführte „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ an den Kämpfen beteiligt gewesen sein. Dabei hätten auch Budgetkürzungen der PLO eine Rolle gespielt. Nach dem Schulterschluß mit Saddam Hussein hatten Ölstaaten wie Saudi-Arabien, Bahrain und Katar ihre finanzielle Unterstützung für die PLO eingestellt.

Bisher hatten sich die PLO-Kämpfer den Anordnungen ihrer Führung gebeugt und ihre Stellungen — unter anderem in den Iqlim-al-Tufah-Bergen — ohne Widerrede geräumt, um sich in die Flüchtlingslager zurückzuziehen. Die libanesische Armee bezog Stellung in den Bergen und in unmittelbarer Nähe von Tyros und Saida, achtete jedoch darauf, die militärische Autonomie der PLO in den Palästinenserlagern nicht in Frage zu stellen.

Der politische Chef von Yassir Arafats Al Fatah im Libanon, Said Wehbeh, sagte gegenüber 'afp‘, die Beziehungen zur libanesischen Armee seien „sehr gut“. Dort, wo die libanesiche Armee stationiert sei, werde es keine Raketenangriffe gegen israelische Stellungen geben. Libanons Verteidigungsminister Michel Murr hatte wiederholt erklärt, derartige Angriffe seien nunmehr „verboten“. Die Bevölkerung habe genug unter den militärischen Operationen gelitten, die kein Ergebnis erbracht hätten. PLO-Quellen in Tunis sprachen im Zusammenhang mit den Vorfällen im Südlibanon von einer lokalen Initiative ohne Absprache mit der Zentrale.