Konkurrenzlos langweilig

■ Walle 25:19 gegen Minden / Der Gegnerschaft fällt nichts mehr ein

Walle gegen die Mindenerin Cornelia Kunisch, eh. DDRFoto: Björn Hake

Eintracht Minden, lange erfolgsabstinenter Handball-Bundesligist, wollte endlich etwas gegen sein mausegraues Image tun.

Hier bitte das

Foto mit den Hand-

ballerinnen!

Namhafte Spielerinnen aus der ehemaligen DDR wurden zu Saisonbeginn nach Ostwestfalen transferiert, unter ihnen eine ganz besondere Ballwerfer-Koryphäe: Cornelia Kunisch, 205 Mal für die DDR im Einsatz, sollte die Mindener Frauschaft in die Spitzengruppe der Bundesliga führen.

Ein habes Jahr später sieht es anders aus: Minden ist Tabellenvorletzter. „Wir haben halt enormes Verletzungspech gehabt“, klagt Frau Kunisch, mitterweile 31 Jahre alt und etwas rundich um die Hüften. „Außerdem sind wir Feierabendspielerinnen, und wenn man in der Woche eben nur vier Mal trainiert, dann kann man

mit den Waller Profis einfach nicht mehr mithalten.“ Walle gegen Minden — die Frauenbundesliga als Zweiklassengesellschft.

Im Spiel hatten die prominent besetzten Wallerinnen keine große Mühe, den redlich kämpfenden Underdog auf Distanz zu halten. Und das, obwohl Cornelia Kunisch, im Hauptberuf Krankengymnastin, zu beachtlicher Form auflief. Immerhin acht Mal konnte sie Walles Torwächterin überwinden, und damit brachte sie auch gleich eine Handvoll dummbeuteliger Waller ZuschauerInnen zum Schweigen, die sie lautstark und uncharmant als Fleischklops beschimpft hatten.

Trotz aller Mindener Gegenwehr hätten die Bremerinnen eigentlich einen Kantersieg herausholen können, wären sie nicht vor dem gegnerischen Gehäuse gar zu unkonzentriert gewesen. Neun Mal malträtierten sie mit gezielten Würfen Mindens Latte oder Pfosten; eine Ausbeute, die Walles Übungsleiter Hans Herbert Ludolf arg in Harnisch brachte: „Man kann ja schon mal einen vergurken, aber diese geballten Fehlwürfe werde ich nicht akzeptieren“, befand er finsteren Blicks. Trotz des ungefährdeten 25:19 in einem recht einseitigen spiel war Perfektionist Ludolf hernach wieder einmal unzufrieden, doch hat er gleich eine Fehlerquelle aufgetan: Auf rechts außen, so der Waller Coach, befinde sich eine Schwachstelle, die demächst standesgemäß besetzt werden müsse. Ludolfs Favoritin heißt Marina Basanowa, ist sowjetische Rekordnationalwerferin und dem Vernehmen nach eine der weltbesten Handballerinnen überhaupt. Da sieht es in Minden ganz anders aus. Corneia Kunisch, sehr beeindruckt von Walles Star-Ensemble — „In den Spielerinnen steckt noch mehr als sie bisher gezeigt haben“ — fühlt sich dennoch wohl bei der Eintracht, trotz handballerisch bescheidener Perspektiven. „Beruflich und persönlich gehts mir nämlich gut in Minden.“ Und da nimmt sie die sportliche Flaute eben in Kauf. „Schließlich gibt es im Leben noch andere Dinge als Handball. Holger Gertz