Peterchens Flußfahrt

■ Bayerns Umweltminister Peter Gauweiler genehmigt Floßfahrten durch den Donau-Durchbruch

Kelheim (taz) — Der Ober sticht den Unter, heißt es im Regelbuch des bayerischen Nationalspiels Schafskopf — etwas Ähnliches wie Skat. Diese eherne Zockerregel gilt auch in der bayerischen Umweltpolitik: Oben die Wirtschaft als Trumpf, unten die Natur.

Ausgestochen wird zur Zeit der Donau-Durchbruch bei Weltenburg in Niederbayern. Majestätisch erheben sich dort die Kalkwände, grün und in Badewasserqualität strudelt die Donau, und in den Felsen nisten Falken und Uhus. Der Donau-Durchbruch ist nicht nur Naturschutzgebiet, sondern per Europa-Diplom sogar ein „Naturdenkmal von europäischem Rang“.

Doch mit der Idylle ist es bald vorbei. Der bayerische Umweltminister Peter Gauweiler hat verfügt, daß ab heuer der Floßunternehmer Reinhard Hölzl den Donau-Durchbruch befahren darf. Bisher war das verboten, aus Umweltschutzgründen. Die Bedenken aller lokalen Behörden hat Gauweiler vom Tisch gewischt, der Bund Naturschutz protestierte umsonst.

Was dem Donau-Durchbruch jetzt blüht, erleiden die Münchner Bonzen in Grünwald an der Isar als Anrainer seit Jahren. Floßfahren ist nicht etwa ein stilles Naturerlebnis, sondern aufgrund des Freibiers an Bord ein beliebtes Saufgelage mit lauter Blasmusik. Den Kelheimer Stadtvätern graut es angesichts der Aussichten auf trunkene Touristen.

Nun — warum der Sündenfall des schwarzen Peters? Der Floßunternehmer Hölzl ist CSU-Mitglied, eigenen Angaben zufolge kennt er Gauweiler gut. Nach einer Unterredung mit Gauweiler im Januar bot Hölzl die Floßfahrten an, ohne daß die Behörden vor Ort davon etwas wußten. Vetternwirtschaft, schimpft der Kelheimer Bürgermeister Heinz Reiche, und auch die CSU stimmte vor Ort gegen die Gauweilerschen Pläne, was kaum helfen dürfte, weil eben Gauweiler der Ober, nicht der Unter ist.

Der Sieger bei dem Gezocke ist der Floßunternehmer Hölzl. 6.800 Mark kostet die Miete eines Floßes (Gaudi inklusive). Pro Woche kann er mit einem Umsatz von knapp 100.000 Mark rechnen. An den Wochenenden sind seine Flöße diese Saison schon so gut wie ausgebucht. Philipp Ther