Hooligans im Blumenbeet

■ VfB Oldenburg bald ohne Donnerschwee-Stadion

Wenn der Fußball-Zweitligist VfB Oldenburg in wenigen Wochen sein letztes Saisonspiel bestreitet, geht für den Club eine Ära zu Ende: Das alte Stadion „Am Donnerschwee“, seit Jahrzehnten atmosphärische Heimstätte der Blauweißen, hat ausgedient. Der Besitzer läßt den Verein nur noch bis Ende Juni dort spielen, außerdem ist das museale Stadion zu klein für den Profi- Fußball und genügt nicht den Sicherheitsvorschriften des DFB. Drei Spiele bleiben noch, dann kommt der Abrißbagger.

Aber schon jetzt weinen sie in Oldenburg ihrem Donnerschwee manch bittere Träne hinterher: Ab der kommenden Saison werden die Hunte-Kicker nämlich im städtischen Marschweg-Stadion ihre Heimspiele austragen, in einer Arena mit stimmungstötender Aschenbahn ums Spielfeld und nervender Autobahn nebenan. „Die Stimmung wird nie mehr so sein wie früher“, orakelt Peter Gerdes vom jüngst ins Leben gerufenen Fan-Club „Huntemacht“. „In Donnerschwee ist man direkt dabei, am Marschweg kommt überhaupt nichts rüber.“

VFB-Manager Rudi Assauer betrachtet die Problematik aus einem professionelleren Blickwinkel: „Natürlich plädiere ich aus dem hohlen Bauch heraus auch für Donnerschwee, aber für längerfristige Perspektiven ist das Stadion einfach zu klein und zu unkomfortabel. Wenn du dich da auf eine der alten Holzbänke setzt, hast du ja gleich einen rostigen Nagel im Hintern.“ Mit dem Komfort ist es am Marschweg zwar auch nicht weit her, dafür bietet die Arena aber mehr Zuschauerkapazität. Daß genug Interessierte den VFB sehen wollen — in dieser Saison kamen durchschnittlich stattliche 7.000 Fans pro Spiel — steht für Assauer außer Frage, schließlich sei das Team attraktiv besetzt und trete erfolgreich gegen den Fußball.

Die Marschweg-Anwohner sehen den kommenden Bundesliga- Freuden indes skeptisch entgegen — die Angst vor grölenden und prügelnden Hooligans steht sogar auf der Tagesordnung verschiedener Bürgerinitiativen. Der Grund: Wegen Parkplatzproblemen am Stadion sollen auswärtige Ball-Enthusiasten zu Fuß mitten durch die angrenzenden Wohnviertel zum Platz geleitet werden! Manfred Vitanovic, dem Vorsitzenden der „Huntemacht“, sträuben sich die Haare , wenn er an das bevorstehende Szenario nur denkt: „Auf dem Weg ins Stadion können die ja schon jede Menge randalieren — und du kannst ja auch nicht jeden Vorgarten von der Polizei schützen lassen!“

Rudi Assauer läßt sich von derlei Diskussionen nicht beirren. In Hooligan-Fragen ohnehin ein Verfechter der ganz harten Linie (“Schnellrichter einsetzen, die Rowdies gleich nach dem Spiel verknacken und dann Stadionverbot für immer!“) denkt er schon über den Marschweg-Rand hinaus. Von einem ganz neuen Stadion träumt er, mit 25.000 Plätzen und überdacht. „Eine Stadt wie Oldenburg, die jährlich Millionen in die Kulturszene pumpt, sollte auch Geld für ein vernünftiges Stadion haben“, findet Assauer, „schließlich ist der Fußballplatz das Theater des kleinen Mannes“. Sollte die Stadt sich gegen ein neues Stadion entscheiden, ist für Assauer klar: er wird seinen Hut nehmen. Holger Gertz