KRIEG UND KINO

■ Der Golfkrieg im Kino

Wer kann wirklich sagen, wie Präsident Bushs Entscheidung, den Kriegspfad zu betreten, zustande gekommen ist? Des Rätsels Lösung... findet sich in jeder gutsortierten Videothek.

Wer bislang glaubte, daß die Amerikaner in unglaublicher Geschwindigkeit nach ihren Kriegen die dazugehörigen Filme produzieren, muß im Fall des Golfkriegs zur Kenntnis nehmen, daß der entsprechende Film schon 1984 gedreht worden ist. Während es bis Mitte vorigen Jahres weder der Diplomatie noch den teuren Geheimdiensten gelang, die wahren Absichten des Irak zu ermitteln, scheint die Filmbranche dafür ein deutliches Gespür schon zu Zeiten gehabt zu haben, als Saddam noch mit Billigung des Westens die persischen Schiiten bekämpfte.

Der Streifen Angriff ist die beste Verteidigung (Best Defense, Paramount 1984) schildert den Überfall des Irak auf Kuwait jedenfalls mit fast hundertprozentiger Präzision vorab. Im Sandkasten (Drehort Israel) wird die schwärzeste Variante des späteren Konflikts vorgespielt. Publikumsliebling Eddie Murphy kommandiert als GI zwei kuwaitische Militärs und einen Panzer mit ewig defektem Steuermechanismus. Während ein US-General dem Emir auseinandersetzt, daß sich die USA Kuwait vor allem deshalb sehr verbunden fühlen, weil sie selbst auch viel Wüste haben, schert das Fahrzeug aus der Parade aus und zerstört des Potentaten Tribüne und Mercedes.

Die mangelnde Steuerpräzision führt auch zu Problemen mit der arabischen Zibilbevölkerung. Eddie sieht sich außerstande, einer verschleierten Lady zu erklären, weshalb der Panzer ihr Haus zermalmt hat, und muß dafür eine Attacke von Obst, Eiern und Molotowcocktails über sich ergehen lassen. Als der Panzer schließlich unter Beschuß der freilich übertrieben potent gezeigten irakischen Luftwaffe gerät, bricht Eddie in Tränen aus: „Ich liebe den Irak, ich habe nichs zu tun mit dem Krieg, ich will nach Hause!“ Schließlich übersteht er mit seinem Gefährt aber doch wohlbehalten den Bodenkrieg: Unser Held schießt einige Iraker wie Hasen in die Flucht — solche Bilder gab's nicht einmal bei CNN.

Die realistische Hauptleistung besteht allerdings in dem parallel gezeigten Kampf der US- Rüstungsindustrie um ein verbessertes Panzersteuerungssystem (Drehort Hollywood). Mit umwerfender Komik spielt Dudlie Moore einen unglücklichen Ingenieur, der wegen Unfähigkeit schon aus mehreren Waffenschmieden entlassen wurde und der hier seine letzte Chance wittert. Selbst seine Frau will ihn aus dem Haus jagen, wenn er das Steuerungssystem nicht hinkriegt. Sein Gehilfe sympathisiert allerdings plötzlich mit der Friedensbewegung und meint, daß man doch nur für die Auslöschung von Städten arbeite. Der Test mißglückt, Moore will aufgeben. Aber dann liefert ihm ein von Reue geplagter Mittelsmann des KGB die zündende Idee frei Haus...

Nachdem die Wirklichkeit auch dieses Detail des Films — das Zusammenspiel der Großmächte — möglich werden ließ, muß sich das Pentagon durch den Streifen außerordentlich ermutigt gefühlt haben. Zur geistigen Vorbereitung der neuen Friedensordnung im Nahen Osten ist er bereits in mehreren arabischen Staaten aufs Kinoprogramm gesetzt worden.

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