Designhaus vor dem Aus

■ Design-StudentInnen fürchten um Selbsthilfeprojekt/ Nach Rückübertragung droht Modernisierung

Friedrichshain. Für schlappe zwei Millionen Mark wird das Haus Kotikowplatz 2 in Friedrichshain als Modernisierungsobjekt auf dem Berliner Wohnungsmarkt zum Kauf angeboten. Was die Maklerfirma Plettner ärgert: Im Hinterhaus hat das Alternativprojekt Designhaus e.V. einen Fünf- Jahres-Mietvertrag. Die zwanzig ehemaligen StudentInnen und DesignerInnen wollen das Gebäude in Eigeninitiative restaurieren. Doch jetzt befürchten sie, daß ein neuer Eigentümer das Selbsthilfeprojekt hinauswirft und das Haus auf High- End-Niveau modernisiert. Im Eingang des Hauses hat der Makler den Rausschmiß bereits vorweggenommen: das Hinterhaus definiert er als Gewerbefläche, Mieterschutz wäre somit hinfällig.

Die meisten der rund zwanzig Bewohner des Projekts Designhaus kommen aus der Hochschule für Kunst und Design in Halle. Ende 1989 schlossen sie sich zusammen und erhielten von der Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) einen Fünf-Jahres-Mietvertrag inklusive einer Option auf weitere fünf Jahre. Doch dann stellte eine sechzehnköpfige Ost-Erbengemeinschaft einen Rückerstattungsantrag. Die Folgen: Vor fünf Monaten sperrte sich die Wohnungsbaugesellschaft gegen alle Sanierungsmaßnahmen und arbeitete Hand in Hand mit dem Makler — zwei Schreiben mit Räumungsaufforderungen schickte sie an die gerade eingezogenen Mieter.

Der »einzige Ausweg« sei hier nur noch eine politische Entscheidung, meint der Bewohner Thole Kieseker. Dem stimmt auch die baupolitische Sprecherin von Bündnis 90/Grüne, Elisabeth Ziemer, zu. Sie fordert eine »Senatskampagne für die Beratung der Eigentümer«. Auch der Aufkauf von solchen Projekt-Häusern durch den Senat und die Förderung der preiswerten Mietersanierung sollte ermöglicht werden, so Ziemer. Rochus Görgen