Lohr hält Späth den Rücken frei

Stuttgart (ap/dpa) — Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Elektronikkonzerns SEL und heutige Knastbruder, Helmut Lohr, hat sich am Freitag vor dem Späth-Untersuchungsausschuß des Stuttgarter Landtags in weiten Teilen auf sein Recht zur Aussageverweigerung berufen, um sich nicht der Gefahr einer weiteren Strafverfolgung auszusetzen. Lohr sagte, er habe mit dem im Sog der sogenannten Traumschiff- Affäre zurückgetretenen Ministerpräsidenten Lothar Späth über viele Jahre hinweg in enger Verbindung gestanden. Diese Beziehungen seien aber nicht mit der Absicht verbunden gewesen, von Späth konkrete Gegenleistungen zu erhalten. „Dies ist auch in keinem einzigen Fall so gewesen“, betonte er. Der Untersuchungsausschuß hat den Auftrag, die Unabhängigkeit von Regierungsmitgliedern und Strafverfolgungsbehörden in Baden-Württemberg zu durchleuchten. Lothar Späth hatte am 13.Januar den Hut genommen, nachdem er in den Verdacht geraten war, allzu enge Kontakte zur Industrie gepflegt zu haben. Unter anderem hatte Späth Firmenflugzeuge für Dienst- und Privatreisen genutzt. Von Lohr war Späth 1984 und 1986 auch zu zwei Schiffsreisen in die Agäis sowie im Sommer 1987 zu einem Ausflug in die damalige DDR eingeladen worden, deren Kosten von der Standard Elektrik Lorenz AG übernommen worden waren. Lohr war am 21. Mai vom Landgericht Stuttgart wegen Untreue und Betrugs sowie wegen Steuerhinterziehung zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Wegen Fluchtgefahr sitzt er seither in Stuttgart-Stammheim.

Lothar Späth wird zum 31.Juli dieses Jahres sein Landtagsmandat niederlegen. Späth begründete seine Entscheidung mit der neuen Aufgabe als Vorstandsvorsitzender der Jenoptik GmbH in Jena. Sein Amt als CDU-Landesvorsitzender wolle er jedoch „mindestens“ bis Anfang Oktober ausüben.