Nach PLO-Entwaffnung: USA machen Israel Druck

Israel will sich vorerst nicht aus dem Libanon zurückziehen  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Israel ist vorerst nicht bereit, die etwa zehn Kilometer breite sogenannte „Sicherheitszone“ im Süden des Libanon aufzugeben. Nach Aussage von Sicherheitsbeamten müßte Beirut zuerst beweisen, daß die nach Süden vorstoßende libanesische Regierungsarmee „tatsächlich in der Lage ist, Terrorangriffe auf Israel zu vereiteln“. Erst dann könne in Erwägung gezogen werden, dem steigenden internationalen Druck zum Rückzug aus dem Libanon nachzugeben.

Nur über die Räumung der „Jezzine-Enklave“, des von der von Israel finanzierten „Südlibanesischen Armee“ (SLA) und israelischen Truppen gehaltenen Vorpostens östlich von Sidon, will Israel gegenwärtig in Verhandlung treten. Libanons Präsident Hrawi hat die US-Regierung kürzlich gebeten, die gewaltlose Übernahme dieser Enklave zu koordinieren. Der US-Botschafter in Libanon, Ryan Crocker, nahm dazu in einer Erklärung am Samstag nicht ausdrücklich Stellung. Er sagte jedoch, nach dem Abzug der PLO- Verbände aus Sidon müßten „ähnliche Schritte“ in der Region folgen. Weiter meinte der US-Botschafter, Washington „unterstützt die Ausdehnung der (libanesischen) Staatsmacht auf das gesamte Territorium“. In letzter Zeit haben die USA mehrfach betont, daß sie die UN-Resolution 425 aus dem Jahre 1978 unterstützen, die den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus allen Teilen des Libanons unterstützt. Falls es zu Verhandlungen zwischen Israel und dem Libanon über einen möglichen israelischen Rückzug kommt, will Tel Aviv Sicherheitsarrangments aushandeln, die jegliche palästinensischen Angriffe über die gemeinsame Grenze verunmöglichen.

Sidon (afp) — Die PLO-Verbände in den Flüchtlingslagern bei Sidon begannen am Samstag abend pünktlich zum Ablauf des von Libanon gesetzten Ultimatums, ihre Waffen abzutransportieren. Über 30 Militärtransporter machten sich in Richtung des syrisch kontrollierten Bekaa- Tals auf. Bei den Waffen handelte es sich um zwei Raketenwerfer sowjetischer Bauart, 17 Kanonen sowie ein Dutzend Luftabwehrbatterien. Unklar ist, ob alle PLO-Waffen ins Bekaa-Tal gebracht werden oder einige von ihnen im Südlibanon bleiben. Der Großteil der schweren und mittelschweren Waffen war bereits zuvor von der libanesischen Armee erbeutet worden.