Weltstadt Berlin als romantische Gartenlaube

■ betr.: "Heckelmann schiebt die Weltstadt ab",taz vom 6.9.91

betr.: »Heckelmann schiebt die Weltstadt ab«,

taz vom 6.9.91

»Kein öffentliches Interesse« bedeutet offensichtlich beim Innensenator in guter alter preußischer Kasernenhofsitte, daß wir im Gleichschritt die 'BZ‘ oder 'Super‘ lesen, 100,6 hören, SAT1 oder RTLplus sehen. Im Gleichschritt inhalieren wir Betty Mahmoudi Nicht ohne meine Tochter, erklären die Pharaonen zu Göttern der Neuzeit. So ausgerüstet und gebildet ergießen wir unseren Geist über den Orient.

Ganz im Sinne der Mohammedaner Mission (ca. 1880 bis 1930), die einmal glaubte, die hinterlistigen, schmutzigen Orientalen zu Christen bekehren zu müssen, um sie zu ordentlichen, arbeitssamen Menschen erziehen zu können.

Im Buch von Betty Mahmoudi Nicht ohne meine Tochter, wo man sich eine goldene Nase im bösen Iran verdienen konnte, ansonsten die Verwicklungen eines Lebens in einem islamischen Land viel Böses verkünden. Deutsche Männer mit Frauen aus der Südsee wurden in der 'BZ‘ 1975/76 als deutsche Männerherrlichkeit hochgejubelt.

So verfügen wir hier über die richtige moralische Integrität und gewinnen die zivilisatorische Schlacht. Als ehemaliger Präsident der FU fühlt sich der Innensenator als Erzieher dieser Stadt offensichtlich berufen, um sie im Geist der 'Gartenlaube‘ (Zeitschrift, wahrscheinlich bis 1930) weltoffen zu erziehen, in der ich als Kind bei meiner Großmutter über die Selbstherrlichkeit der Deutschen sowie über die schrecklichen Orientalen lesen konnte; damit ist nicht das Märchen Rotkäppchen (Grimm) gemeint.

Der Ethnozentrismus, »kein öffentliches Interesse«, bedeutet in dieser Stadt, daß wir als deutsche im Geist der 'BZ‘ die einzige und richtige Wirklichkeit im Nahen Osten darstellen; bedeutet, die Eigenschaften dieser Länder in den Geist von Mechanismus, Materialismus und Bedeutungslosigkeit zu schleusen.

Die neue Weltstadt Berlin als romantische Gartenlaube (es ist hier nicht die Zeitschrift gemeint) oder »Die Herde der Heiligen Kühe und ihre Hirten« (H.Saner). Brigitta Försterling, Berlin 62