Neu in der Schauburg: "Just visiting this Planet"

Peter Sempel und Blixa Bargeld scheinen gute Freunde zu sein. Sempel, ein Ex-Sportlehrer, macht jetzt Filme. Herrn Bargeld kennen wir eigentlich von den Einstürzenden Neubauten. Und da Freunde einander wohlgesonnen sind, gehen sie nett mit sich um. Blixa darf bei Peters neuem Film mitmachen. Just visiting this planet.

Der Untertitel von Sempels Filmelaborat lautet Horse flies across the sky. Das Pferd ist nicht etwa ein Tier, sondern Kazuo Ohno, 84, Japaner und Butoh- Tänzer. Ohno San hat eine faltige Haut und bewegt sich vorzugsweise kriechend. Das tun Pferde eigentlich nicht, aber Ohno San ist ja auch kein richtiges Roß.

Ein Tanzfilm? Ein Musikfilm? Wir wissen es nicht. In langen, ruhigen Einstellungen wandert die Kamera über Ohno Sans Gesicht, über seinen Körper, fängt Bewegungen ein und blickt aus immer neuen Perspektiven auf den Menschen im Raum. Dann ein Schnitt, das Filmmaterial hat eine schlechte Qualität, es ist Nacht. Ein altes Pferd zieht einen Wagen durch die belebten Straßen einer Großstadt. Hier ist es wieder: Das Bild vom Geschöpf und seinem Verhältnis zum Raum. Das betrifft uns alle.

Nina Hagen singt. A capella und im Schneidersitz vor einer Kerze. Schwarz gekleidet, nonnengleich, intoniert sie gottergeben das Ave Maria. Keine Frage, auch hier ist die Atmosphäre durchdrungen von der unschuldigen Intensität aufrichtiger Gefühle. Ohno San sagt:“If you cannot do it, try! Do the impossble. Don't think.“ Peter Sempel hat die Lektion begriffen.

Blixa Bargeld singt Schubert, „Auf dem Flusse“ und „Der Leiermann“. Zwei sehr schöne Lieder aber Blixa kann nicht singen. Die Kamera reist weiter, ohne Hast und scheinbar ohne Ziel. Gibt es überhaupt ein Ende, ist Vergänglichkeit vielleicht ein Traum? Ist Ohno San das Symbol der Metamorphose? Ist Ohno San eine Katze?

Fragen sie den Regisseur. Er kommt am Freitag, 24 Uhr in die Schauburg. J. F. Sebastian