Politische Utopie

■ Ernst-Bloch-Assoziation tagte erstmals Ost-Berlin

Berlin. Die Ernst-Bloch-Assoziation tagte erstmals in Ost-Berlin. Gastgeber für das 13. überregionale Treffen unter dem Thema »Politische Funktion der Utopie« waren das Brecht-Zentrum und die Akademie der Künste, an der über 100 Dauerteilnehmer teilnahmen. Wie Horst Müller und Doris Zeilinger vom Sprecherrat der Assoziation beim politisch-philosophischen Frühstück am Sonntag einschätzten, kämen von den 120 Mitgliedern bislang erst wenige aus dem Osten, darunter der einstige Bloch-Assistent Jürgen Teller aus Leipzig.

Die dem Erbe Ernst Blochs (1885 bis 1977) verpflichtete Vereinigung wolle jenen theoretische Angebote machen, die nach einem neuen Denkansatz suchten, der »Marx ernst nimmt«. Der Praxisphilosoph solle nicht zum »Guru« erhoben, sondern in den modernen gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt werden. So könnte er den Ostdeutschen einen geistigen Ausweg aus der »Sackgasse von Sprachlosigkeit und Dogmatismus« zeigen. Blochs Werk, in dessen Mittelpunkt Utopie als Entwurf für Veränderung im Einklang mit dem »Gang der Dinge« steht, könnte Anstoß für eine »Spurensuche« nach heute existierenden utopischen Potentialen sein.

»Termini wie Solidarität und Brüderlichkeit sind für uns lebendige, erhaltenswerte Begriffe«, sagte der Soziologe Horst Müller. Eine wichtige Rolle hätten in der Debatte am Sonnabend neue Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens, wie in der Frauen- und in der Friedensbewegung, gespielt. Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion war die Auseinandersetzung mit der Utopiekritik.

Zum Auftakt am Freitag hatte es unter anderem ein Gespräch unter Leitung des Bloch-Biographen Peter Zudeick mit Bärbel Bohley gegeben. adn