"Es gibt keine Fahndungspanne..."

■ betr.: "RAF-Dementi und Fahndungspanne", taz vom 28.1.92

betr.: „RAF-Dementi und Fahndungspanne“, taz vom 28.1.92

Dieser Skandal ist ein Beispiel, wie oberflächlich und ideologisch die gesamte Auseinandersetzung mit der MfS/Stasi geführt wird. Wenn's drauf ankommt, entpuppt sich die Aufregung über Dominanz von Geheimdiensten und Staatsschutz in gesellschaftlich-sozialen Konflikten und ihre „Wirklichkeits“-Produktion als heiße Luft auf dem Journalistenmarkt.

Es gibt keine „Fahndungspanne“, sondern einen offensichtlich kranken Menschen, dessen pathologisches Wahnsystem — es gibt dafür medizinische Begriffe — vom Staatsschutz benutzt wird, um einen „Fahndungserfolg“ zu konstruieren. Die „Spannungen im Sicherheitsapparat“ haben tatsächlich in diesem Vorgehen ihre Ursache. Da ist es nun angekommen: die ständige Produktion von Fiktion durch die Bundesanwaltschaft, BKA und VS — von den Medien regelmäßig für wahr genommen— steht in keinem Widerspruch zur Logik der „Realitäts“-Produktion eines psychisch kranken Menschen.

[...] Man muß sich das mal vorstellen! Einer, der immer wahrgenommen werden wollte in einem System, das sich für Menschen nicht interessiert, schafft sich seine eigene Realität, in der er endlich mal beachtet wird... und trifft auf einen Staatsschutz, dessen Realitätssinn — wenn auch aus anderen Gründen — genauso deformiert ist. Deshalb ist sicher, das er weder von der RAF noch sonst von Militanten bedroht wird.

Die Gefahr besteht vielmehr darin, daß mit seiner Person dieser Skandal beseitigt wird. Denn es ist wohl klar, daß er keine Zeugenbefragung überstehen würde, käme es zu einem Prozeß. Die Legende seiner Gefährdung, steht für den Plan, ihn niemals in einen Prozeßsaal zu lassen. Was die „wissenschaftlichen Beweise“ angeht, ist an die „Birmingham-six“ zu erinnern: die „Sprengstoffkomponenten“ entpuppten sich als übliche Bestandteile von Seife. Den Rest der Geschichte kann jeder aus Berichterstattung zu Herrhausen und Fahndungsplakaten bauen. Rico Prauss,

Gefangener aus dem Widerstand