Leider stiehlt er bisweilen Taschengeld

■ Das Ampelkabinett: vor 100 Tagen eingeschult / Jetzt hagelt's Zwischenzeugnisse

Auf der gestrigen Landespressekonferenz gab es einen beachtenswerten Dialog. „Wir sollten mal überlegen, ob wir Senatssitzungen nicht per Lautsprecher übertragen“, meinte Präsident Klaus Wedemeier. Bürgermeister Jäger hatte Bedenken. „Dann würden die Leute merken, daß es im Senat bisweilen intellektuelle Engpässe gibt.“

So weit wollen wir nun nicht gehen, aber angesichts von 100 Tagen Ampel steht natürlich das erste Zwischenzeugnis an. Wie sich das bei frisch Eingeschulten gehört, belassen wir es bei Lernentwicklungsberichten.

Präsident Klaus Wedemeier: Klaus ist sehr fleißig, jedoch in der mündlichen Beteiligung noch etwas zurückhaltend. Besonders zu loben ist sein kooperativer Umgang mit den Klassenkameraden.

Bürgermeister Claus Jäger: Claus meldet sich dauernd zu Wort und hat auch oft etwas zu sagen. Er hat ein freundliches Wesen, allerdings weiß man manchmal nicht genau, worauf er hinaus will.

Umweltsenator Ralf Fücks: Ralf ist der Fleißigste in der Klasse. Manchmal macht er sogar Hausaufgaben, wenn er gar keine auf hat. Still arbeiten fällt ihm dagegen schwer. Auch sollte er sich manche Kritik nicht gar so zu Herzen nehmen. Zuviel Kummer macht krank, und Ralf ist für die ganze Klasse unverzichtbar.

Arbeitssenatorin Sabine Uhl: Unsere Befürchtung, daß es nicht weiterhilft, wenn Sabine die Klasse wiederholt, haben sich leider bestätigt. Trotz allen Bemühens, welches ihr nicht abzusprechen ist, hat sie nach wie vor große Schwierigkeiten im mündlichen Ausdruck. Auch vermissen wir bisweilen das rechte Engagement für die eigenen Angelegenheiten.

Bausenator Jürgen Lüthge: Jürgen hat in 100 Tagen schon soviel geschafft wie die ehemaligen Schüler in Jahren nicht. Er malt schöne Pläne, die er auch gut erklären kann, nur redet er bisweilen zu schnell. Außerdem wundern wir uns ein bißchen, denn eigentlich war doch Eva-Maria eingeschult werden.

Kultursenatorin Helga Trüpel: Helga ist zwar sehr bemüht und meldet sich eifrig, hat aber zuwenig Fächer belegt. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, mit der Einschulung noch ein bißchen zu warten.

Häfensenator Uwe Beckmeyer: Über Uwe ist schwer zu urteilen, da er in der Klasse eher eine untergeordnete Rolle spielt. Es freuen sich aber alle, daß er nicht mehr soviel dazwischen redet wie in der letzten Jahrgangsstufe.

Bildungssenator Henning Scherf: Henning hat einfach zu oft die Klasse gewechselt. Er hat nur noch selten neue Ideen und beteiligt sich zudem kaum mehr am Unterricht.

Innensenator Friedrich van Nispen: Fritz ist der Ordentlichste in der Klasse. Beim Kasperlespiel freut er sich immer, wenn der Gendarm seinen Knüppel 'rausholt. Denoch paßt er gut in die neue Klasse.

Finanzsenator Volker Kröning: Volker lernt sehr schnell, nervt allerdings manchmal, weil er immer der Primus sein will. Sein Sozialverhalten ist sehr bedenklich. Ohne jedes Unrechtsbewußtsein hat er den Klassenkameraden wiederholt das Taschengeld gestohlen. Rosi Roland