Polens Frauen gegen „Klerikalpolitik“

Posen (ap/taz) - „Unter den Kommunisten hatten wir Gleichberechtigung ohne Demokratie, heute scheinen wir Demokratie ohne Gleichberechtigung zu haben“, sagt Eleanora Zielinska, Professorin an der Universität Warschau, über die Situation der Frauen in ihrer Heimat. Mit dieser Ansicht steht sie nicht allein: Auf der Konferenz des Europarats zum Thema „Gleichberechtigung von Mann und Frau in einem sich wandelnden Europa“ erhoben Zielinska und andere osteuropäische Delegierte gestern schwere Vorwürfe gegen die polnische Regierung. Diese versuche, Frauen vom politischen Entscheidungsprozeß auszuschließen, erklärten die Rednerinnen vor den in Posen versammelten Delegierten aus 26 Ländern. Sie untermauerten diesen Vorwurf mit Statistiken, nach denen seit dem Untergang des Kommunismus in ihren Ländern der Anteil weiblicher Parlamentarier von 24,7 auf 8,1 Prozent gesunken ist. Frauen blieben dazu als erste bei dem wirtschaftlichen Umbruch auf der Strecke. Sie würden als erste entlassen und so zurück an den Herd gedrängt.

Vehement setzten sich die Osteuropäerinnen gegen den Einfluß der katholischen Kirche auf politische Entscheidungen zur Wehr. Die Konsequenz dieser Politik von Mann zu Mann ist ein drohendes Abtreibungsverbot. Für die Frauen ist dies eine „Aberkennung des Rechts auf freie Entfaltung“. Ein Parlamentsabgeordneter der Nationalen Christlichen Union Polens, die der katholischen Kirche nahesteht, legte dagegen die Version seiner Seite vor: „Wir wollen den Frauen ihre Würde zurückgeben, die sie nur in ihrer traditionellen Rolle als Hausfrauen und Mütter finden können.“ Die so Gewürdigten wiesen diese Äußerung als anmaßend zurück. rik