Mandela fordert UN-Einsatztruppen in den Schwarzengettos

Johannesburg (afp/dpa/taz) — Nelson Mandela hat die Internationale Gemeinschaft aufgefordert, in Südafrika einzugreifen. Die weiße Regierung sei nicht mehr in der Lage, die Gewalt in den Schwarzengettos der Hauptstadt zu beenden, erklärte der Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) am Wochenende in der Vorstadt Alexandra, dem Schauplatz schwerster Ausschreitungen in den letzten Wochen. Daher müsse eine Truppe der Vereinten Nationen und der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU) zur Beobachtung in die Gettos entsandt werden. Dies sei die einzige Lösung für den Konflikt, sagte Mandela, ohne sich zu der genauen Zusammensetzung der Eingreiftruppe zu äußern.

Präsident Frederik de Klerk hatte zuvor den Einsatz internationaler Truppen in seinem Land abgelehnt, da es sich um einen internen Konflikt handele. Für die Regierung liegt die Ursache der Gewalt in der Rivalität des ANC, dem vor allem Mitglieder von Mandelas Stamm der Xhosas anhängen, und der Partei „Inkatha“ unter Führung von Magosuthu Buthelezi. Der „Inkatha“ gehören fast ausschließlich Zulus an. Für den ANC dagegen ist klar, daß die Regierung selbst die Gewalt in den Vorstädten fördert. Die Schwarzenorganisation wirft Polizei und Militär vor, die „Inkatha“ zu unterstützen. Mandela erklärte am Wochenende, die Regierung dulde die Gewalt in den Vorstädten, um die weiße Vorherrschaft länger am Leben zu erhalten.

Bis Sonntag wurden mindestens 27 Menschen Opfer der Gewalt. 20 Angehörige der Xhosas starben der Polizei zufolge, als Schwarze am späten Freitag abend die Wellblechhüttensiedlung Crossroads in Katlehong angriffen. Mit Molotowcocktails und Schußwaffen zerstörten die Angreifer mehrere Baracken. Fünf andere Schwarze starben bei Kämpfen in Soweto. Die Polizei tötet weitere zwei Menschen, als sie in die Auseinandersetzungen eingriff. Bei einem Sprengstoffanschlag auf einen Jahrmarkt in Johannesburg wurden am Samstag abend neun Menschen verletzt. Wie die Polizei mitteilte, explodierte kurz vor der Schließung der Agrar- und Vergnügungsmesse eine in einer Mülltonne versteckte Haftmine. Bis zur öffentlichen Einstellung ihres bewaffneten Kampfes gegen die Apartheid im August 1990 hatten die Kommandos des militärischen Arms des ANC wiederholt solche Anschläge verübt. rik