PRESS-SCHLAG
: Mehr als ein Club

■ Der FC Barcelona hat noch ein großes Loch zu stopfen

„Mes que un club“, so lautet in schönstem Katalanisch das Credo des FC Barcelona. Wenn die Blau- Granes, die Blau-Roten ins Nou- Camp-Stadion von Barcelona einlaufen, dann geht es beileibe nicht nur um Fußball, sondern um Katalonien, um das nationale Wohl und Weh eines ganzen Volkes, um Autonomie und Würde, und es geht vor allem gegen Madrid. „Madrid, du Hurensohn, grüße den Champion“, war so ziemlich das einzige, was die von drei Stunden Raserei völlig erschöpften Fans in der Londoner U-Bahn nach dem gewonnenen Cup-Finale gegen Sampdoria Genua noch herausbrachten.

Schon kurz nach seiner Geburt im Jahre 1899 geriet der FC Barcelona in Konflikt mit der königlich- kastilischen Obrigkeit. Und der Schweizer Hans Ganter, Vereinsgründer und mehrfacher Präsident, wurde wegen subversiver Umtriebe des Landes verwiesen. Während des Bürgerkrieges wurde der Club von der anarchistischen Gewerkschaft CNT gemanagt, nach Francos Sieg setzte sich fast die gesamte Mannschaft nach Mexiko ab, und 1978 marschierten die Spieler an der Spitze einer Massendemonstration für die Autonomie. In den 40er und 50er Jahren waren die Meisterschaftserfolge gegen Real Madrid Balsam auf die Seelen der vom Faschismus gequälten Katalanen, deren Sprache und Kultur unnachsichtig verfolgt wurden und sich nur im Barça-Stadion relativ ungehindert Bahn brechen konnte. Trotz der Feindschaft der Schiedsrichter, die in BFC-Dynamo-Manier manch dubiosen Elfmeter in letzter Minute für die Franco-Proteges von Real pfiffen, schaffte es der FC, den „Königlichen“ aus Madrid Paroli zu bieten. Barça mauserte sich zu einem der erfolgreichsten Vereine Europas, keine Mannschaft hat mehr Europacup- Spiele aufzuweisen.

Obwohl die besten Trainer der Welt geholt wurden und sich ihre Wunschteams zusammenkaufen konnten, blieben die Erfolge recht gering. In Spanien zählen Meisterschaft und der Europa-Cup der Landesmeister, und trotz der Verpflichtung genialster Spieler wie Cruyff, Schuster und Maradona wurde der FC in den letzten 13 Jahren nur dreimal Meister. Der Landesmeister-Cup, den Real gleich sechsmal gewann, blieb unerreicht. An seiner Stelle klaffte bislang im „Barça-Museum“ im Nou- Camp-Stadion ein gigantisches schwarzes Loch, in dem die hunderten von minderen Trophäen verschwanden. Zweimal durfte Barcelona am Cup aller Cups schnuppern: 1961, als in einem dramatischen Halbfinale der Hamburger SV bezwungen, dann aber gegen Benfica Lissabon verloren wurde, und 1986 in Sevilla beim blamablen Match gegen Bukarest, das im Elfmeterschießen verloren ging. „Eine Wiederholung ihres torlosen Langweilers gegen Steaua“, so der 'Independent‘ vor dem Finale in London, „würde Wembley schneller leeren als eine Zugabe von Bob Geldof.“ Doch da war Cruyff vor, der nun als Trainer erreichte, was er als Spieler mit Barcelona nicht schaffte. Der FC Barcelona ist nach Ajax Amsterdam und Juventus Turin der dritte Club, der alle drei europäischen Pokale gewonnen hat. Das schwarze Loch im Barça-Museum ist zumindest notdürftig gestopft. Um es endgültig auszufüllen, fehlen allerdings noch mindestens fünf Landesmeister-Pokale. „Warum nicht“, meint Cruyff, „man muß immer das Optimale wollen.“ Matti