Und dann gibt's auch in Bremen „Gerechtigkeit“

■ Warum die Ex-Sozialdemokratin Rosemarie Sanner in Bremen ein „Komitee für Gerechtigkeit“ gründen will

Am kommenden Samstag ist es soweit. Die erste Filale des Gysi/Diestel-„Kommitees für Gerechtigkeit“ im Westen wird gegründet — in Bremen. Im noblen Horner Café Gödecken treffen sich ab 19 Uhr die ersten zwölf „Gerechten“ und hoffen auf Nachwuchs. Gründermutter ist die Bremer Anwältin Rosemarie Sanner, 14 Jahre Sozialdemokratin und politisch bislang eher unauffällig.

Seit der ersten Meldung über die bevorstehende Gründung bekannt wurde, kochte in der Bremer Politszene die Gerüchteküche. Wer mag das wohl sein, der hier die Gruppe der Unzufriedenen und Zukurzgekommenen anführen wird? In der Berliner Zentrale des Komitees hatte man gestern vormittag noch nicht sagen wollen, wer hinter der Bremer Initiative steckt. „Wir wissen schon, wer, wann und wo, aber die Leute wollen nicht, daß wir ihre Namen rausgeben“, meinte Gerechtigkeits- Sprecherin Tinia Müller. Die Zentrale kenne die Bremer Initiatoren auch nicht persönlich. Ein weiterer Anruf war erforderlich, um den Namen zu erfahren.

taz: Sie gründen am Samstag...

Rosemarie Sanner: Wenn Sie inhaltliche Fragen haben: wir haben am Mittwoch noch ein informelles Treffen. Wir wollen gar nicht erst damit anfangen, daß einzelne Leute das Komitee vertreten. Inhaltliche Sachen wollen wir erst rausgeben, wenn wir festgelegt haben, was so die Motivationen sind, wo wir unsere Gemeinsamkeiten haben und dergleichen.

Wie sind Sie persönlich auf die Idee gekommen, dieses Komittee zu gründen?

Ich war sehr lange in der Bremer SPD und

hier den

schwarze Schatten-Mann

Heinrich Albertz, mit seiner Unterschrift dabei

Foto: Katja Heddinga

ich habe schon während meiner Mitgliedschaft dort immer das Bedürfnis gehabt, die Leute in der Partei an das heranzubringen, was die Leute in dieser Stadt wirklich beschäftigt. Das ist mir leider nicht gelungen. Dann habe ich sehnsüchtig darauf gewartet, ein Forum und Menschen zu finden, die versuchen, Politik zu machen, in der wirklich stattfindet, was die Menschen interessiert. Es gibt keine geteilte Ost-und Westpolitik. Was in den neuen Ländern falsch läuft, hat in der alten Bundesrepublik schon eingesetzt. Parteien setzen nur noch zum Selbstzweck den Bürger ein, statt für ihn zu arbeiten. Und die Stimmung in Bremen gegenüber dem Osten wird immer schlechter. Da tut Aufklärung Not. Das liegt dort nicht an den Menschen.

Wie lange waren sie in der SPD?

14 Jahre lang als einfaches Mitglied. Ich habe ganz bewußt auf Funktionen verzichtet. Ich bin auch nicht in den Vorstand der ASJ (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen) gegangen. Die Parteiorganisation wollte ich ändern, und das macht man nicht, wenn man in Funktionen ist.

Wieviele sind bis jetzt im Bremer Komitee?

An Leuten, die ganz fest entschlossen sind, haben wir jetzt 12. Und dann haben wir Interessierte: bei mir haben sich 20 gemeldet.

Wie sind die Leute an Sie gekommen?

Ich habe in Berlin angerufen und gesagt, ich hätte Interesse und dann hat man mich dort als Kontaktadresse benannt. Am Mittwoch haben wir erst unser zweites Treffen. Beim ersten Mal war einer dabei, der war über 20 Jahre in der CDU, der ist 1990 erst ausgetreten. Es sind Schüler dabei. Einen weiß ich, der war noch nie irgendwo organisiert, der hat da ne unheimliche Sperre. Das ist gemischt und so soll's ja auch sein.

Gibts denn bekanntere Leute?

Mit den Promis haben wir Probleme. Aus Bremen gibts ja zwei Erstunterzeichner: Heinrich Hannover ist bis Mitte August im Urlaub. Pastor Albertz ist krank und weiß noch nicht, ob er am Samstag kommen kann. Rio Reiser versuch ich in Berlin zu erreichen. Wir haben auch noch keine Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Int.: J.Grabler