NEU IM CINEMA: Hear my Song

Leicht hat er es nicht, der junge Ire Mickey O'Neill in Liverpool. Zuerst wird der Hauptact seiner Variete-Show krank. Die Pächter wollen ihm das Lokal schließen, sein neuer Star heißt zwar „Franc Cinatra“, ist aber eine billige Kopie. Dummerweise will seine Freundin Nancy jetzt ultimativ von ihm hören, daß er sie liebt.

Es ist zum Haareraufen, was der englische Regisseur Peter Chelsom in seinem Erstlingswerk Hear my song erzählt. Mickey hat nur noch einen Ausweg: Iren müssen zusammenhalten, also muß der berühmte Tenor Josef Locke zurück nach England kommen. Der macht den Laden bestimmt voll. Das Ganze hat nur einen Haken. Als Mickey glaubt, er hätte den Star schon engagiert, erweist sich der als fettwanstiger Doppelgänger. Die wahre Legende Locke war seit 25 Jahren nicht mehr im Vereinigten Königreich. Er hat Steuerschulden.

Also reist Mickey auf die andere Seite der Irischen See und sucht mit seinem Freund Fintan nach dem Sänger seiner Begierde. Was nun folgt, ist eine wahre Par- Force-Jagd durch die wilde Welt des Kinos. Die beiden hasten dem Tenor über Stock und Stein nach, bekommen Ärger mit keltischen Geistern, ersteigern unfreiwillig die teuerste Kuh Irlands und werden beinahe ins Meer gestürzt.

In diesem filmischen Chaos der Extraklasse stimmt alles: Die berauschenden Landschaftsaufnahmen Irlands der Kamerafrau Sue Gibson oder die wunderbar schmuddelige Kehrseite der morbiden Schönheit Liverpools. In bester angelsächsischer Film- Tradition ist Hear my song gespickt mit Musik und Sing- alongs, schwarzem Humor und einer liebevollen Zeichnung der Charaktere. Es werden die Türsteher genauso behutsam und witzig eingeführt wie skurrile Bauern in Irland, da haben mit der Handkamera gefilmte Rückblenden in die fünfziger Jahre ebenso ihren Platz wie der unvergleichliche irisch-englische Wortwitz, der eben nur im Original (mit Untertiteln) zur Geltung kommt.

Mickey erwischt den Steuerflüchtling Joe Locke und bringt ihn zurück nach Liverpool. In einem märchenhaften Show-Down kommt es (fast) zum Happy-End. Zwar geht eigentlich wieder alles schief, aber die gute Sache hat gesiegt. Locke singt, und die ZuhörerInnen-Herzen schmelzen dahin. In Hear my song haben alle eine kleine Macke, aber so nett haben wir das im Kino schon lange nicht mehr gesehen. J.F.Sebastian

Im Cinema, um 20.45 Uhr