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■ betr.: Foto zu "documenta 9 - Spot 10", taz vom 16.9.92

betr.: Foto zu „documenta 9 — Spot 10“ (Zoe Leonard — neuzeitliche Nacktheit), taz vom 16.9.92

[...] Die Bilder stammen von einer Frau (auch hinter der Kamera), sind auf der documenta ausgestellt, pornografisch sind sie nicht, weil nicht Sex in action — der Begleittext liefert haufenweise beruhigende Argumente. Ihre Kraft schöpfen die Bilder angeblich aus dem Kontrast mit den Rokokoporträts kurhessischer Fürstinnen, aber abgebildet wird dann doch lieber „Scham“. Aha, das Foto der Vagina erhebt also „Anklage gegen die beherrschende Rolle sexueller Normen, die sich zurückführen lassen auf den abgebildeten Unterschied“. Wo, bitte schön, ist da ein Unterschied abgebildet? Abgebildet sind, sowohl in der taz wie in der Ausstellung, nur Frauen, mal rokoko (in der Ausstellung), mal „radikal nackt“. Plumpes Einseifgelaber für den schlichten geilen Schocker. Feinsinniger Mann, der Ulrich Clewing!

Statt Euch „dabei zu ertappen, den Abbildungen fiktive Persönlichkeiten zuordnen zu wollen“, solltet Ihr lieber Euren Leserinnen reale Persönlichkeiten zugestehen. Euer alternativer Anspruch bleibt Fiktion, wenn Ihr bloß als linke statt rechte „Macher“ handelt. Oder brauchen wir vielleicht lieber eine „einzige Tageszeitung für Frauen“? Dagmar Kreye, Bremen