Sinti-Kulturfestival ohne Wohnwagengespanne

■ Veranstalter: Viele Gäste sagten ihre Teilnahme aus Angst vor Übergriffen ab

Berlin. Am Sonntag werden die »Internationalen Kulturtage der Roma und Cinti« mit einem ökumenischen Gottesdienst im Tempodrom und einem anschließenden Kinderfest enden. Nach Meinung der Veranstalter, des »Instituts für traditionelle Musik« und der »Cinti-Union Berlin«, war das Festival ein großer Erfolg. Die Konzerte waren in der Regel ausverkauft, auch die Lesungen und Diskussionsrunden gut besucht. Ein Wermutstropfen fiel allerdings in dieses Festival. Die von Marcus Rosenberg, Geschäftsführer der lokalen »Cinti-Union«, angekündigten Wohnwagengespanne aus ganz Westeuropa sind nicht gekommen. Ursprünglich rechnete man mit etwa 1.200 Wagen, die hinter dem Tempodrom aufgestellt werden sollten, vor zwei Wochen war dann von 300 die Rede. »Nach den Ausschreitungen in Rostock und anderswo fühlte sich unsere Volksgruppe nicht mehr sicher«, sagte Rosenberg: »Momentan kann ich keinem Sinti Mut machen, ungeschützt in einem Wohnwagen in der Innenstadt zu stehen.« Trotz der vielen Absagen aus Westdeutschland und dem nahen Ausland habe das Festival aber immer noch den Anstrich eines »Familientreffens«. Viele Musiker — insgesamt rund 200 — haben ihre Familien mitgebracht. Sie sind durchweg in Hotels untergebracht. Gut besucht sei das Festival auch von in Berlin lebenden Roma und Sinti gewesen. Laut Rosenberg leben in Berlin rund 600 Familien, insgesamt 2.000 Personen. Keinen Überblick hat er über die Anzahl der aus Rumänien, Serbien, und Bosnien-Herzegowina nach Berlin geflüchteten Roma. Derzeit bereite man sich vor, zusammen mit Mitarbeitern des Regionalen Amtes für Ausländerfragen (RAA) in einem mobilen Bus in die brandenburgischen Asylbewerberheime zu fahren und dort zu beraten. Dringend erforderlich sei es auch, die Kriegsflüchtlinge, die sich vor der Behörde am Waterloo-Ufer drängeln, mit Decken, Kleidung und warmen Getränken zu versorgen. »Aber wir sind nur anderthalb Mitarbeiter im Büro«, klagt Rosenberg, »und überall wäre Hilfe notwendig.« aku

(Siehe auch Seite 22)