■ Das Portrait
: Hans Schuierer

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„Wir haben ein anderes Verständnis vom Staat als die Mächtigen in Bayern“, war sein Motto. Daß ihm nun ausgerechnet von diesem Staat eine Ehrung zuteil werden würde, das hätte sich Schwandorfs Landrat Hans Schuierer nicht träumen lassen. Für ihn ist es ein persönlicher Triumph, denn jahrelang hatte die bayerische Staatsregierung nichts unversucht gelassen, dem unbequemen SPD- Landrat ans Leder zu gehen. Und jetzt die kommunale Verdienstmedaille in Silber?

In seiner Laudatio rühmt Bayerns Innenminister Edmund Stoiber den 61jährigen, daß man „trotz seiner damaligen Auseinandersetzungen mit der Staatsregierung dessen kommunalpolitischen Verdienste würdigen“ müsse. Stoiber spielt dabei auf die Konflikte um die in Wackersdorf geplante Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) an. Aufgrund Schuierers energischen Widerstands gegen dieses Jahrhundertbauwerk avancierte der seit 1970 amtierende Landrat zum „Volkshelden“ der Oberpfalz.

Vertreter der bayerischen Staatsregierung rückten Schuierer, der stets an der Spitze machtvoller Anti- WAA-Demonstrationen marschierte, in unmittelbare Nähe zu „militanten Chaoten“. Minister bezeichneten ihn als „Saboteur, Volksverhetzer, Rädelsführer und Rechtsbrecher“. Die Staatsregierung peitschte gar ein Gesetz durch, das als „Lex Schuierer“ bezeichnet wurde, als sich der Landrat Ende September 1984 weigerte, die Anordnung zur Auslegung der Bebauungspläne für die WAA zu unterzeichnen. Schon damals sprach der mit über 70 Prozent der Stimmen gewählte Landrat von der „Großmannssucht der CSU- Demokratur“.

Durch Erfolge und seine triumphale Wiederwahl sah sich Schuierer in seiner Haltung bestätigt. Ihm ging es immer darum, „die Verantwortung für die Heimat, für die Erhaltung der Lebensgrundlagen unserer Kinder, der Jugend und der nachfolgenden Generationen“ ernst zu nehmen. Schon mit 17 Jahren suchte Schuierer sein politisches Engagement in der SPD zu verwirklichen, geprägt von seinem Vater, den die Nazis ins KZ Flossenbürg brachten. Auf seinen Werdegang vom Volksschüler, Maurer und gelernten Wegemacher zum Landrat war Schuierer immer stolz. „Ich werde weiterhin Wegemacher für den Landkreis sein“, kündigte er an. Bernd Siegler