Handelskrieg oder Bauernkrieg

■ Während sich die EG-Kommission um ein Abwenden des Handelskrieges mit den USA bemühte, demonstrierten in Paris die Bauern: 20 Polizisten wurden verletzt

Washington/Paris (dpa/taz) – Unter dem Eindruck gewalttätiger Bauernproteste in Frankreich haben die Europäische Gemeinschaft und die USA gestern ihre Verhandlungen fortgesetzt, um den Handelskrieg noch abwenden zu können. Nach einem ersten Treffen im Gästehaus der amerikanischen Regierung in Washington gaben sich die EG-Kommissare für Agrarfragen und Außenbeziehungen, Ray MacSharry und Frans Andriessen, optimistisch. Die US-Handelsbeauftragte Carla Hills und US-Landwirtschaftsminister Edward Madigan gaben keinen Kommentar ab.

Bei den Gesprächen geht es um die EG-Subventionen für Ölsaaten, die nach amerikanischer Auffassung gegen das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) verstoßen und US-Farmern jährlich einen Verlust von einer Milliarde Dollar eintragen. Die US-Regierung hat zweihundertprozentige Strafzölle auf europäische Weißweine angedroht, wenn die EG nicht einlenkt. Die Zölle sollen am 5.Dezember in Kraft treten. Außerdem blockiert ein Konflikt über EG-Exportsubventionen einen Abschluß der 1986 in Punta del Este (Uruguay) begonnenen Verhandlungen von 108 Staaten über eine umfassende Liberalisierung des Welthandels.

MacSharry äußerte in der Nacht zu gestern die Ansicht, daß Fortschritte erzielt worden seien. Man habe verschiedene Optionen erörtert. Andriessen fügte hinzu: „Ich sage nicht, daß wir das Problem gelöst haben, aber ich sage, daß wir ein gutes Gespräch hatten, und das ist das Beste, was man im Moment erwarten kann.“

Frankreich bekräftigte am Donnerstag seine unnachgiebige Haltung. Landwirtschaftsminister Jean-Pierre Soisson sagte, wenn es einen für die Regierung in Paris „ungünstigen Abschluß“ geben sollte, „werden wir für ein neues Abkommen kämpfen“. Das französische Außenministerium verurteilte gestern, daß aufgebrachte Landwirte eine US-Flagge verbrannt hatten. Ein solcher Akt sei nicht gerechtfertigt, „so ernst die Besorgnis (der Bauern) auch sein mag“, sagte der Sprecher des Ministeriums, Maurice Gourdault- Montagne. Bei den Ausschreitungen am Mittwoch abend hatten die Landwirte Polizeiautos umgeworfen. 20 Polizisten wurden verletzt.