Schwangere Irinnen dürfen ins Ausland reisen

■ Referendum teilweise angenommen

Dublin (taz) – Schwangere Irinnen haben das Recht, sich über Abtreibungsmöglichkeiten zu informieren und die Grüne Insel zu verlassen, um im Ausland einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Das haben etwa 60 Prozent der Wahlberechtigten in den beiden Referenda am Mittwoch entschieden. Zwar lagen gestern nachmittag erst die Ergebnisse aus 15 von 39 Wahlkreisen vor, doch entscheidende Veränderungen waren nicht mehr zu befürchten.

Das dritte Referendum, in dem es um die konstitutionelle Legalisierung von Abtreibung in Ausnahmefällen ging, wurde dagegen überraschend deutlich abgelehnt. Knapp 70 Prozent sagten nein zu dem Textentwurf der Regierung, wonach eine Vergewaltigung, ein Gesundheitsrisiko für die Schwangere sowie Selbstmordgefahr kein Grund für eine Abtreibung sein sollten. Lediglich in Fällen, wo akute Lebensgefahr für die Frau besteht, wollte die Regierung einen Schwangerschaftsabbruch zulassen. Der Textvorschlag wurde sowohl von Frauenorganisationen als auch von der rechten Lobby scharf kritisiert. Die einen hielten ihn für frauenverachtend, weil er die Gesundheit von Frauen als Nebensache behandelt, die anderen sahen darin einen ersten Schritt in Richtung auf einen „Abtreibungs-Holocaust“. So reklamierten gestern beide Seiten das Ergebnis als Sieg für sich. Da die rechten Organisationen jedoch auch für eine Ablehnung der Reise- und Informationsfreiheit eingetreten waren, ist ihre Position stark geschwächt. Über Abtreibung in Irland muß nun wohl das Parlament, das ebenfalls am Mittwoch neu gewählt wurde, per Gesetz entscheiden. Gewinnerin der Wahlen war die Labour Party, während die rechten Parteien starke Verluste hinnehmen mußten. Seite 9