„Schweigen gebrochen“

■ Nobelpreis für Rigoberta Menchu

Oslo (taz) – Die guatemaltekische Indianerführerin Rigoberta Menchu hat gestern in Oslo den Friedensnobelpreis erhalten.

taz: Glauben Sie, daß der Nobelpreis etwas an der Unterdrückung der Indianer ändert?

Rigoberta Menchu: Wenn ich für mich spreche, hat er das schon. Seit zehn Jahren versuche ich, in den Korridoren des UN-Hauptquartiers Interesse für die Situation der Indianer zu wecken. Oft kamen nur fünf oder sechs Leute zu meinen Vorträgen. Jetzt sind wir plötzlich willkommen, das Schweigen ist gebrochen.

Ihre Vorgängerin als Preisträgerin ist in Gefahr, im Hausarrest zu sterben. Die Aufmerksamkeit läßt schnell nach...

Das ist auch meine große Sorge. Wir müssen dafür sorgen, daß die Wirkung des Preises von Dauer ist. 1993 wollen wir Vertreter indianischer Völker und Urvölker nach Guatemala einladen. Dort werden wir beraten, wie wir den weiteren Kampf koordinieren.

Am Wochenende werden Sie Gast bei den Sami sein, einem skandinavischen Urvolk.

Ja, ich will mich über ihre Situation informieren. Ich möchte mit Menschen zusammentreffen und nicht nur die Feierstunde in Oslo absolvieren. Interview: Reinhard Wolff