Tödliche Nebenwirkungen inbegriffen

■ Hagen Pfunder ist Apotheker bei Hoffmann-La Roche

taz: Ist Hoffmann-La Roche die mißbräuchliche Verwendung von Rohypnol in der Drogenszene bekannt?

Pfundner:Uns ist die mißbräuchliche Verwendung des Schlafmittels Rohypnol in der Drogenszene bekannt. Wir als Hersteller betrachten das mit außerordentlicher Sorge. Insbesondere aus dem Grund, daß gerade das polytoxikomane Verhalten zunimmt in der Drogenszene, das heißt der unkontrollierte, wahllose Gebrauch von psychotropen Substanzen, von harten Drogen und Arzneimitteln. Das kann unvorhersehbare Folgen für den Drogenabhängigen haben.

Sind Ihnen die tödlichen Risiken bekannt?

Selbstverständlich sind uns die möglichen Interaktionen von Benzodiazepinen mit anderen psychotropen Substanzen bekannt, die auch im schlimmsten Fall – gerade wenn es sich um harte Rauschdrogen handelt – und vor allem in der Kombination mit Alkohol zu absolut lebensbedrohlichen Zuständen führen können.

Wie häufig tritt das auf?

Unser Gespräche mit Rechtsmedizinern zwischen Hamburg und München sagen uns, daß ein Großteil der Drogenabhängigen – da schwanken die Zahlen zwischen 30 und 90 Prozent – regelmäßig Benzodiazepine im Beigebrauch zu den harten Drogen hat.

Und Todesfälle?

Unter Rohypnol allein ist uns kein Todesfall bekannt. Tatsache ist, daß in der Kombination mit anderen psychotropen Substanzen – eben gerade mit Rauschmitteln – uns gar kein Fall bekannt ist, der ursächlich auf den Beigebrauch von Rohypnol zurückzuführen ist.

Die Aufklärung der Ärzte von Ihrer Seite hat keine Wirkungen. Sollte Rohypnol nicht unter eine stärkere Kontrolle gestellt werden?

Prinzipiell stehen wir zum Beispiel einer Unterstellung von Rohypnol, des Wirkstoffes Flunitrazepam, unter die Betäubungsmittelverschreibungsverordnung ablehnend gegenüber.

Warum?

Eine verschärfte Verschreibungsverordnung würde in keinem Fall das Resultat bringen, daß es den Beigebrauch von Arzneimitteln verhindern würde.

Wieviel Umsatz machen Sie mit Rohypnol in der Bundesrepublik pro Jahr?

Ich glaube, daß diese Zahlen im Prinzip relativ wenig aussagekräftig sind. Es sind um die 23 Millionen Mark Firmenumsatz. Interview: Hans-Günter

Meyer-Thompson