Rote Khmer entführen erneut Blauhelme

■ Kambodscha: Kritik an UNO wächst

Phnom Penh (AFP/taz) – Die Roten Khmer haben ihr Katz-und- Maus-Spiel mit den UNO-Blauhelmen in Kambodscha weiter eskaliert. In der Zentralprovinz Kompong Thom entführten sie am Dienstag zwei Soldaten der UN- Mission in Kambodscha (UNTAC). Am Tag darauf wurden 19 weitere Blauhelme gefangengenommen, die nach ihren Kollegen suchten, sagte UNTAC- Sprecher Falt gestern in Phnom Penh. Der Kommandeur der Roten Khmer in Kompong Thom habe erklärt, er werde die Soldaten erst freilassen, wenn er Anweisung von höherer Stelle erhalte. Die Blauhelme würden zehn Kilometer außerhalb der Provinzhauptstadt festgehalten. 400 Meter von dem Ort entfernt seien indonesische UN-Soldaten stationiert. Anfang Dezember waren bereits sechs Blauhelme von den Roten Khmer entführt worden. Sie kamen nach vier Tagen wieder frei.

Bislang hat die UNTAC eine ihrer wichtigsten Aufgaben in Kambodscha nicht erfüllt: die Entwaffnung und Überwachung der Truppen der vier Fraktionen, die im Oktober vergangenen Jahres einem Friedensabkommen zugestimmt hatten. Die Unfähigkeit der UNO-Blauhelme, den Übergriffen bewaffneter Kräfte – nicht nur den Roten Khmer – wirksam entgegenzutreten und damit die Vorbereitung der für kommenden Mai geplanten Wahlen zu sichern, hat in Kambodscha zu wachsender Kritik geführt. Dabei richtet sich der Unmut nicht nur gegen die Roten Khmer, sondern auch gegen die Regierung Hun Sen. Dieser wird vorgeworfen, das Entstehen oppositioneller Parteien durch massive Einschüchterung verhindern zu wollen. Erst am Sonntag hatte der Chef des Obersten Nationalrates, Prinz Norodom Sihanouk, angedroht, er werde die Zusammenarbeit mit der UNTAC und der Regierung Hun Sen einstellen, wenn beide es weiterhin versäumten, dem „politischen Terrorismus“ ein Ende zu setzen. li