Bitte, schweigt!

Jetzt rufen sie alle zur Lichterkette: Vom Bürgermeister bis zur CDU. Nicht einmal können sie schweigen. Es ist unerträglich.

Wer hat denn in Bremen damals „no asyl“ verkündet — Asylanträge werden nicht mehr angenommen? Wer hat denn Bunker als Notunterkünfte geöffnet und damit all die bestätigt, die „das Boot ist voll“ und „Asylantenschwemme“ sagen? Ist nicht die CDU mit dem Asyl-Thema auf Stimmenfang gegangen?

Die politische Klasse hat das Thema in hilfloser Weise hochgespielt und kein Angebot für einen neuen gesellschaftlichen Konsens zustandegebracht. Das ist inzwischen ein Thema im Schulunterricht: „Politikversagen“ am Beispiel Asyl.

Als dann Häuser und später auch Menschen brannten, da entwickelte sich eine gesellschaftliche Gegenreaktion, die derzeit mit der archaischen Symbolik der Lichterketten von Stadt zu Stadt überspringt. Da haben diverse Politiker nichts Eiligeres zu tun, als sich auf diese hoffnungsvolle, bewegende Bewegung von unten draufzuschmeißen bis nichts Authentisches mehr übrig bleibt, damit die Medien voll sind von ihren Namen und und ihren unglaubwürdigen Reden und die neue Bewegung unter den alten Strukturen verschwindet. Nicht einmal nach Jahren peinlichster Asyl-Politik können sie in der dritten Reihe stehen und schweigen. Es ist unerträglich. Klaus Wolschner