Nobel geht "Galgenberg" zugrunde

■ Der Kleinverlag war nicht mehr zu retten / Verlagschef Lohmann: "Autoren sind mit einem blauen Auge davongekommen"

war nicht mehr zu retten / Verlagschef Lohmann: »Autoren sind mit einem blauen Auge davongekommen«

Ein wenig Trost und Erbauung spendete zumindest die Lieferung einer Flasche Champagner sowie zahlreiche andere Solidarerklärungen via Fax und Telefon, die gestern im Hamburger Verlag am Galgenberg eingetroffen sind. Dennoch blieb es Verleger Peter Lohmann nicht erspart, weitere Schritte auf jenem Weg zu gehen, den er am Mittwoch mit dem Gang zum Konkursrichter angetreten hatte.

„Wir haben im letzten Jahr so professionell wie noch nie gerabeitet“, beteuerte Lohmann gestern. Doch künstlich weiterernährt werden sollte das „in der Krise großgewordene Straßenkind Galgenberg“ (Lohmann über sein Unternehmen) denn trotzdem nicht. Die erhoffte Entschuldung des Unternehmens — eine halbe Million Mark wären nötig gewesen — wurde von den Verlagsgellschaftern abgelehnt. Die GmbH und damit die sieben Arbeitspätze in der Langen Reihe 29 sind nicht mehr zu retten, auch an die Gründung eines neuen Verlags denkt das Team nicht. „Mit einem blauen Auge davongekommen“ sind laut Lohmann zumindest die Autoren: Ihre Honorare seien bezahlt, die Verträge für geplante Buchtitel zurückgeschickt worden.

Als mögliche Perspektive biete sich jetzt die Gründung eines „Galgenberg-Labels“ unter dem Dach eines finanzstarken Partners an. Peter Lohmann hat die „noch vage Idee, eine Agentur zu ins Leben zu rufen, die satzfertige Manuskripte anbietet“, um damit möglicherweise nicht nur die Galgenberg-Mitarbeiter sondern auch die Autoren halten zu können.

Eine besonderes Treuebündnis zwischen Verlag und Autoren – und umgekehrt – darf dem Galgenberg- Verlag ohnehin unterstellt werden. Symptomatisch dafür war schon die Gründung der Firma: Weil der längst abgestürzte Buntbuch Verlag die Veröffentlichung von Ernst Kahls Bestiarium Perversum (sic) strikt abgelehnt hatte, nahmen Peter Lohmann, Rainer Leibbrand und ein weiterer Ex-Buntbuchler jenes als ersten Titel in ihre eigenes Unternehmen.

„Uns geht's auch nicht viel besser“, kommentierte der Hamburger Verleger Michael Kellner, der immerhin den Champagner geschickte hatte, die Nachricht vom „herben Verlust“, den der Konkurs der Kollegen bedeute. Doch Galgenberg sei weder der erste noch werde er der letzte Abgänger sein. Der Kellner Verlag, hatte unlängst eine Vertriebsgemeinschaft mit der Europäischen Verlagsanstalt gegründet, eine Sparmaßnahme, den Galgenberg und der Hamburger Rasch & Röhring Verlag nun nicht mehr wie geplant umsetzten können.

Die vielbeschworene Krise auf

1dem Buchmarkt müsse nicht für alle Kleinen den unausweichlichen Exitus bedeuten, darüber sind sich Hamburgs Kleinverleger aber auch einig. So habe zum Beispiel der Kellner Verlag „einen sehr guten Herbst erlebt“, erklärte Michael Kellner. Als „stabil und wachsend“

1kennzeichnet Robert Galitz die aktuelle Lage des Hamburger Dölling & Galitz Verlags, in dem drei festen Mitarbeiter erfolgreich so schöne wie aufwendige Buchprojekte herausbringen, die für „große Verlage viel zu schwerfällig sind“.

Es sei vielleicht nur ein „Typ

1von Verlag“, der untergehen werde, hatte Peter Lohmann noch vor wenigen Wochen in einem taz- Gespräch gesagt. Doch als Abgesang wird dies hier weder zitiert noch interpretiert. Und wenn‘s auch erstmal nur für einen Galgenhügel reicht. Mechthild Bausch