Glück beim Wäscherecken

■ 'Meermanns Baumhaus– von Anna Annegret Pein ab heute im Metropolis

von Anna

Annegret Pein ab heute im Metropolis

Ein Mädchen träumt summend im Baumhaus, rauschende Baumkronen erzählen sich was, Vögel zwitschern. Herbei radelt ein Junge, bringt Kirschen mit, die Kinder blinzeln in ein Kaleidoskop und das Glück da oben im Baum ist so einfach, daß es längst vergangen sein muß. Ist es auch. Meermanns Baumhaus, so der Titel des ersten Spielfilms der Hamburger Filmemacherin Anna Annegret Pein, gibt's nicht mehr. Adele und Werner, die später heirateten, eine glückliche Ehe und eine Drogerie führten, sind Pflegefälle im Altenheim.

Der persönlichen Umgebung beraubt, fristen sie ihr Ende unter Aufsicht der Pfleger, von den Fotografien an der Wand schaut sie gelebtes Leben an, Erinnerung ist das einzige, das ihrem Dasein auf der letzten Station noch einen Funken Würde, Vitalität verleiht. Der Blick aus dem Fenster führt Adele Meermann (Elisabeth Goebel) zurück in die Zeit, als Momente fühlbar waren. Nun stört der Baum vor dem Fenster nur den Fernsehempfang.

Alltag in der Drogerie, als „Labellos“ noch weiße Lippenpomade hießen, 1938 das erste Fotolabor der „Drogerie Meermann“. „Kölnisch Wasser vorrätig“ erinnert Adele alltägliche Bestandsaufnahmen, während ihr der Pfleger den Rücken mit Tonikum abreibt und sich ihr Blick mit dem Werners (David Bibring) im verspiegelten Toilettenschrank sehnsüchtig und vielsagend trifft. Hermetisches Glück, losgelöst von gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeiten in den Dreißiger, Vierziger,

1Fünfziger Jahren malt Anna Annegret Pein in detailversessen ausgestatteten Rückblenden aus. Nichts ist davon zu erfahren, wie Meermann und Meerfrau ins Heim gelangten, was ihr Lebensende einläutete, wach bleiben nur die stillen Tage trauten Heims, so wie sich Greise der Kindheit und Jugend

1besser entsinnen, als der Jahre des Alters, wenn das Gedächtnis nachläßt und das Leben wenig Erinnerungswürdiges mehr bringt. Mit seltsamer Macht zieht der dokumentarisch wirkende Spielfilm mit langen, behutsamen Einstellungen den Zuschauer in seinen Bann.

Oda, ein kurzes Streiflicht auf

1die Nachbarschaft einer jungen Türkin und einer alten deutschen Dame in Zeiten grassiernder Gewalt, läuft im Vorprogramm von Meermanns Baumhaus und erlebt heute seine Premiere im Beisein der Regisseurin Sema Poyraz. jk

(Metropolis: heute 21.15 Uhr, und 25., 26., 28.2.; Lichtmeß: 27.2.