Wer einen Hund so hält...

■ betr.: "Kritik an Isolationshaft" (Europarat prangert Deutschland an), taz vom 19.7.93

betr.: „Kritik an Isolationshaft“ (Europarat prangert Deutschland an), taz vom 19.7.93

[...] Uns isolierten Gefangenen im Celler Hochsicherheitstrakt wurde durch die niedersächsische Landesregierung eine Form der Gefangenenschaft verpaßt, die mindestens so brutal ist, wie sie bei der Erstbelegung des Traktes vor 14 Jahren (1979) war. Der wesentliche (sic!) Unterschied ist der, daß damals zu allem anderen auch die Fenster verschlossen waren. Heute ist statt dessen noch ein zusätzliches engmaschiges Drahtgitter angebracht. Außerdem wurde auch die Bretterwand davor um einen weiteren Meter erhöht, so daß nicht mal mehr das gegenüberliegende vierstöckige Zellengebäude zu sehen ist.

Zusammen mit den „Entwicklungen“ oder besser Nichtentwicklungen, wie sie zu den politischen gefangenen Frauen und Männern aus der RAF und Widerstand gelaufen sind, ist diese ungebrochene Kontinuität solcher Isolationshaft nur ein weiteres (deutliches) Indiz dafür, daß auf seiten der Verantwortlichen eine Besinnung auf die vergangenen zwei Dutzend Jahre nicht stattgefunden hat.

[...] Zu Recht wird die deutsche Justiz international kritisiert, denn Straubing ist überall dort, wo Menschen ihrer Würde beraubt werden. Gefangenschaft ohne Zwischenmenschlichkeit im täglichen Leben ist gegen die menschliche Würde und daher lebenszerstörend. Das international anerkannte Recht auf Würde, das hier in Deutschland liquidiert wird, ist durch Konventionen geschützt.

Wer einen Hund so hält, wie wir 89er („unausgesetzt Abgesonderten“) leben müssen, der bekommt mächtigen Ärger mit dem Tierschutzverbund. So habe ich nicht mal einen Löffel zur Nahrungsaufnahme. Was gibt es dazu noch zu sagen?

Ob in Hamburg, Hessen oder in Straubing: Isolation ist abscheulicher Natur und muß ersatzlos gestrichen werden! Ohne Mithilfe der Öffentlichkeit wird Straubing die „Oberhand in der Bundesrepublik“ einnehmen. [...] Ivan Jelinic, JVA Celle