Rep bastelte an Schloßattrappe mit

■ Stuttgarter Stadtrat war im Vorstand des Fördervereins

An dem Projekt für die Schloßattrappe, die seit einigen Wochen Berlins Mitte ziert, ist auch ein Mitglied der rechtsextremen „Republikaner“ (Reps) beteiligt gewesen. Als stellvertretender Vorsitzender im „Förderverein Berliner Stadtschloß e.V.“ agierte bis vor kurzem noch der Stuttgarter Rep- Stadtrat Dieter Lieberwirth.

Der Verein, geleitet vom Hamburger Unternehmer Wilhelm von Boddien, hat sich bekanntlich zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit für den Wiederaufbau des zu DDR- Zeiten gesprengten Baus zu gewinnen. Gegenüber der taz bestätigte Boddien, daß Lieberwirth noch vor rund 14 Tagen als sein Stellvertreter im Amt war. Inzwischen sei Lieberwirth allerdings auf Wunsch des Vorstandes von seinem Posten zurückgetreten. Boddien versicherte, er habe erst vor rund drei Wochen durch einen Journalisten von der Rep-Mitgliedschaft seines Stellvertreters erfahren. Vorher sei ihm dessen politische Herkunft unbekannt gewesen.

Beim Förderverein betreibe man „keine Schnüffelei“. Es gehe allein um den Wiederaufbau des Schlosses, nicht aus politischen, sondern aus „stadtästhetischen Gründen“. Wenn er von Lieberwirths Rep-Zugehörigkeit informiert gewesen wäre, hätte er seine Kandidatur schon zu den Vorstandswahlen des Vereins im Sommer 1992 „nicht zugelassen“. Boddien: „Wir haben von Anfang an klar gemacht, daß wir uns von keiner Partei vereinnahmen lassen dürfen.“

Auch von einer Anzeige des Fördervereins in der jüngsten Juli/ August-Ausgabe der Zeitschrift Junge Freiheit (JF) – ein Sprachrohr der rechten Szene – will Wilhelm von Boddien nichts gewußt haben. „Ich höre von der Zeitung zum ersten Mal“, erklärte er gegenüber der taz. Nach Angaben von Rep-Stadtrat Lieberwirth ist die Anzeige mit Wilhelm von Boddien abgesprochen worden. Lieberwirth erklärte, er habe dann dafür gesorgt, daß die Anzeige geschaltet wurde. Sie sei für den Verein „kostenneutral“ gewesen, da sie ein privater Spender bezahlt habe. Daß die Kampagne für einen Schloßwiederaufbau dadurch Schaden nehmen könnte, glaubt Lieberwirth nicht.

Der 55jährige Diplom-Volkswirt Lieberwirth sitzt für die Reps im Stuttgarter Stadtparlament und war nach eigenen Angaben einer der Mitgründer des Fördervereins vor anderthalb Jahren. Zuletzt kandidierte Lieberwirth im April 1992 für die Reps zu den baden- württembergischen Landtagswahlen. Severin Weiland