CDU-"Schnuppies"

■ 150 "Neue" für den CDU-Stammtisch

CDU-„Schnuppies“

150 „Neue“ für den CDU-Stammtisch

Sie zahlen keinen Mitgliedsbeitrag, müssen keine lästige Parteiarbeit tun und haben dennoch Rederecht auf jeder Veranstaltung — „Schnuppermitglieder“ werden umworben. Sechs Monate dürfen die „Schnuppies“ bei der CDU hineinriechen, dann müssen sie sich für oder gegen eine „richtige“ Mitgliedschaft entscheiden. Beim Neujahrsemfpang der CDU wurde diese neue Art der Mitgliederwerbung ausgerufen, mittlerweile haben bei den 4.000 Bremer CDU-Mitgliedern rund 150 hineingeschnuppert.

In diesen Tagen werden sie gefragt, wie's ihnen gefallen hat. Immerhin 25 sind bereits fest eingetreten (Mindestbeitrag 5 Mark monatlich). Diese 25 jetzt auch wählen und bekommen die obendrein die bundesweite Zeitschrift „Union Magazin“. „Für viele ist die Schnuppermitgliedschaft im Grund die Gelegenheit, ihre Vorurteile über die CDU abzubauen“, sagt Jörg Jäger, Vorsitzender des Stadtbezirksverbandes Neustadt. Damit meint er Vorurteile wie etwa „Die CDU ist doch nur ein bürokratischer Haufen“ oder jenes „Da sind sich doch alle einer Meinung“.

Nach anfänglicher Skepsis sind mittlerweile auch die „Paten“ der „Schnuppies“, die Bezirksverbandsvorsitzenden überzeugt von der Werbeaktion. Noch eine Aufgabe mehr, hatte Bernt Schulte, Vorsitzender in Schwachhausen zunächst gedacht. Wie Jörg Jäger stellt er nun aber fest: Während die langjährigen Mitglieder schon ziemlich träge geworden sind und eigentlich nur noch durch spektakuläre Veranstaltungen etwa mit Diestel oder Gauweiler zu locken sind, sind die Neuen überall mit dabei. Und vor allem: Die Neuen wollen in intensiven Stammtischgesprächen so richtig gründlich politisieren. „Die suchen den Meinungsaustausch“, sagt Schulte.

Mittlerweile kopieren auch andere Landesverbände die Bremer Idee. Dabei beschränkt sich die „Moderne Parteiarbeit“ (Diehl) der CDU nicht auf Schnuppermitgliedschaften. Regelmäßige „Bürgertelefonaktionen“ und die Veranstaltungsreihe „Politik weiblich“ geht man neue Wege der Mitgliederwerbung. Besonders das Stichwort „Infotainment“ macht die Runde: Gemeint sind damit Talks mit CDU-Vertretern gemischt mit Zauber-oder Karaoke, und in der Pause sollen sich CDU-Ansprechpartner unter die Gäste mischen, heißt es im Union-Magazin. Ansprechen will man damit zum Beispiel junge Frauen, die sonst nie auf eine CDU-Veranstaltung gehen würden. Bei der Bundesgeschäftstelle gibt es zum Infotainment einen Leitfaden.

Doch nicht alles klappt: Auf der Rückseite einer CDU-Broschüre konnte man ankreuzen, ob man nur Infomaterial oder gleich den Besuch eines Mitglieds der Bürgerschaft wünscht. Nach drei Monaten ist noch immer keiner vorbeigekommen. cis