Nicht nur zur Urlaubszeit

■ Haus mit Hüter: Das „home-sitting“-Geschäft blüht

Für die 70jährige Elfriede Wolter hat der Arbeitstag noch immer 24 Stunden. Davon ist sie allerdings nur kurze Zeit wirklich voll beschäftigt: Sie pflegt die Blumen, führt den Pudel aus, füttert den Kater, läßt die Rolläden herunter, leert den Briefkasten und kontrolliert Keller und Speicher. Die übrige Zeit, so der Chef des Hamburger Unternehmens „Haushüter-Service“, Ulrich Bußmann, kann sie ihren Hobbys frönen. Und das in angenehmer Atmosphäre, denn die Kunden des 33jährigen Ex-Polizisten gehören nicht selten zu den Superreichen.

Aber auch „ganz normale Lehrer“ und Angestellte in gehobenen Positionen nehmen aus Angst vor Einbruch immer häufiger die Dienste Bußmanns und seiner Konkurrenzagenturen in Anspruch, wenn sie auf Reisen gehen. „Das Geschäft boomt, nicht nur zur Urlaubszeit“, so der Jung-Unternehmer zufrieden. Als Haushüter setzt er grundsätzlich „nur seriöse, vertrauenswürdige, rüstige und zuverlässige Senioren“ ein. 52 Männer und Frauen, ein Drittel davon Paare, hat er inzwischen unter Vertrag – der jüngste ist 58 Jahre alt. Sie alle sorgen mir ihrer „rund-um-die Uhr-Präsenz“ nicht nur für einen optimalen Schutz vor Einbruch, „sondern betreuen auch Haustiere und Pflanzen äußerst liebevoll“, so die Eigenwerbung des 33jährigen.

Pläne, nach amerikanischem Vorbild ins Home-Sitting-Geschäft einzusteigen, hatte Bußmann seit 1987. Inzwischen hat er mehr als 150 feste Kunden. Und die Anforderungen sind hoch: Haushüter kann nur werden, wer mindestens fünf Refererenzen, ein polizeiliches Führungszeugnis und die Tätigkeiten seiner letzten 20 Berufsjahre nachweisen kann. Die Bezahlung ist nach seinen eigenen Worten „auch eher ein Taschengeld“. Zum Geld-Ausgeben fehlt den Home-Sittern aber ohnehin die Zeit. Sie müssen sich verpflichten, das fremde Haus höchstens drei Stunden am Tag zu verlassen, bei Dunkelheit dazusein und selbst private Telefonate aus der Zelle zu führen. Eva Maria Saman