■ Haltestelle vor und zurück
: Chaos ohne Grenzen

Noch ist nicht entschieden, ob Olympia kommt, noch ist kein Bagger zum Regierungsviertel unterwegs. Aber auch ohne die unzähligen Baustellen, die dann auf die Berliner zukommen, ist diese Stadt längst in ein Chaos versunken. Ob nun bei Auto oder Bahn: die gewohnte Geschwindigkeit ist nicht mehr einzuhalten. Rund um die Friedrichstraße bremsen einen neuerdings die Betonmischer aus, wer die S-Bahn-Linie 1 zwischen Friedrichstraße und Zehlendorf benutzt, muß bis zu fünfmal (!) umsteigen. Doch wenn man sich endlich daran gewöhnt hat, ist wieder alles anders. Chaos kennt keine Grenzen.

Effektiv zur Maximierung der Unordnung hat die Verkehrsverwaltung beigetragen. Die BVG hat im vergangenen Mai am S-Bahnhof Hackescher Markt in der Rosenthaler Straße eine Straßenbahn-Haltestelle eingerichtet: eine segensreiche Aktion, weil sie an einem Knotenpunkt der BVG den umsteigenden Fahrgästen einige hundert Meter Fußweg erspart. Doch vierzehn Tage später gab es die Haltestelle schon nicht mehr – sie war wieder an die alte Stelle zurückverlegt worden. Wie gestern durch eine kleine Anfrage des grünen Abgeordneten Cramer bekannt wurde, trägt die Schuld an dieser Konfusion das Haus Haase. Erst kündigte dessen Verwaltung der BVG die Inbetriebnahme einer Ampel an, damit die davon betroffene Tram-Station entsprechend vorverlegt wird. Doch dann merkt der Senator, daß seine Beamten – wie so häufig – den angekündigten Termin nicht halten können, und bittet daher, den Haltepunkt „bis zur Errichtung dieser Anlage“ wieder zurückzuverlegen. Es sei aber noch in diesem Jahr mit einer Installierung zu rechnen, beruhigt das Regierungsmitglied in dem Schreiben an den Abgeordneten, dann könne die Haltestelle in der Rosenthaler Straße wieder in Betrieb genommen werden. Unser Tip an die BVG: vor dem nächsten Haltestellenwechsel zumindest abwarten, ob Haase die Ampel nicht nach vierzehn Tagen wieder abbaut. Dirk Wildt