Eine Mehrheitsfrau?

Die Querelen in der SPD sind von außen kaum noch nachvollziehbar. Niemand versteht mehr, wer da gegen wen Front macht. Mit Inhalten hat das alles nichts zu tun. Auch Machtgier würde die Ereignisse der letzten Monate nur ungenügend erklären. Den desolaten Haufen in den Griff zu kriegen, ihn auf neue (alte) Ziele einzuschwören, kann man ihrer neuen Vorsitzenden und der Partei nur von Herzen wünschen. Ob es gelingt, ist allerdings nicht nur von Weitblick, Integrationskraft und diplomatischem Geschick abhängig.

Einige Genossen haben die Segel bereits gestrichen. Wie sonst ließe sich erklären, daß gerade Vertreter des rechten Parteiflügels — allen voran der zurückgetretene Konrad Kunick — sich gar nicht erst auf dem Parteitag blicken ließen. Die Opposition lacht sich ins Fäustchen. Sie wertet dies bereits als Armutszeugnis und Fortsetzung der Machtkämpfe. Zu Recht weist CDU-Chef Neumann darauf hin, daß die UB-Ost-Linke Tine Wischer nur von 60 Prozent der eingeladenen Delegierten gewählt wurde. Sie selbst hatte „fehlenden Konsens“ als Hauptkrankheit ihrer Partei diagnostiziert. Ob auch sie diesem Virus zum Opfer fallen wird, ist Sache der Infizierten. Birgitt Rambalski