Grüner Punkt: Geld oder Leben

■ Wie lange wird der Grüne-Pleite-Punkt in Hamburg weiter eingesackt?

The same procedure as every month: Der Countdown für das vorläufige Aus für den Grünen Punkt in Hamburg läuft mal wieder. „Wenn wir nicht binnen einer Woche 75 Prozent der uns für September zustehenden Gelder vom Dualen System (DSD) erhalten, werden wir den Inhalt der Gelben Säcke nicht mehr sortieren“, kündigt Hans-Jürgen Friedeheim von der Arbeitsgemeinschaft Duales System Hamburg (ARGE) an.

In den kommenden Tagen wollen Vertreter der ARGE zur DSD-Filiale nach Bonn reisen, um einen Scheck über 4,2 Millionen Mark abzuholen. „Wenn die mit leeren Händen zurückkommen, lassen wir ab dem 1. Dezember unseren Vertrag mit dem DSD ruhen“, droht Friedeheim.

Das DSD steht bei den Hamburger Entsorgern bereits mit 15 Millionen Mark in der Kreide; seit Mai sah die ARGE keine müde Mark mehr. Zwar gewährte der Bund deutscher Entsorger (BdE) dem Dualen System Anfang September Stundungen in Millionenhöhe, doch gelang es ihm nicht, seine Hamburger Mitglieder auf den Verzichts-Kurs einzuschwören. „Die in der ARGE zusammengeschlossenen mittelständischen Firmen können nicht monatelang sortieren, ohne einen einzigen Pfennig zu sehen“, begründet Friedeheim den hanseatischen Alleingang.

In der vergangenen Woche forderte die ARGE die Bonner DSD-Zentrale schriftlich auf, die September-Vorschüsse zu zahlen. Sollten die ARGE-Firmen am 1. Oktober tatsächlich die Sortier-Bänder stoppen, dürfte die Umweltbehörde, so ihr Sprecher Kai Fabig, „die Freistellungserklärung für Leichtverpackungen sofort zurückziehen“.

Ab April müsste der Einzelhandel dann die Verpackungen an der Ladentheke zurücknehmen. Die gelben Sortier-Säcke würden vorläufig von der Stadtreinigung abgeholt, aber wie ganz normaler Hausmüll sortiert oder verbrannt. Die Glas- und Papiercontainer würden nach Auffassung der Umweltbehörde voraussichtlich weiterhin entsorgt werden; die Kosten dafür aber müssten auf die Müllgebühr aufgeschlagen werden.

Marco Carini