Gottes Windmühlen mahlen langsam

■ Evangelische Kirche Bremen will ihren Strombedarf per Windkraft erzeugen

“Der Geist Gottes weht, wo er will“, heißt es in der Bibel. Das soll er nicht umsonst tun, haben sich die Bremer ProtestantInnen gedacht und sind nun dabei, die himmlische Energie anzuzapfen. Drei große Windkraftanlagen will die Bremische Evangelische Kirche (BEK) auf einem ihrer Gelände aufstellen und so jährlich 1,4 Mio Kilowattstunden Strom erzeugen — genau den Betrag, den die 70 Bremer Gemeinden verbrauchen. Der Strom soll ins Netz der Stadtwerke eingespeist werden. Entscheiden wird über die Realisierung des Projektes am 26.Oktober der Kirchentag, die Versammlung der evangelischen Gemeinden bei seiner halbjährlichen Sitzung.

„Im Vordergrund steht für uns der praktische Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung. Durch die Stromerzeugung aus dem Wind sparen wir pro Jahr 1.400 Tonnen Schadstoffe ein, die sonst über Kohle und Öl in die Luft geblasen würden“, sagt Herbert Brückner, Umweltbeauftragter der Kirche. Noch ist er auf der Suche nach dem geeigneten Grundstück, auf dem die drei 40 Meter hohen Türme mit ihren 35 Meter langen Rotoren stehen sollen. Windgünstig, mit einer Anschlußmöglichkeit an das Stromnetz und möglichst im Besitz der Kirche soll es sein, gedacht wird an einen „Windpark“ am Weserufer.

Finanziell ist die windige Idee für Brückner solide untermauert: 3 Millionen Mark soll das Projekt kosten, davon hat der Umweltsenator aus Landes- und Bundesmitteln eine Million an Unter

Mit Wind will die Kirche Strom erzeugen

stützung zugesagt. Bei der Einspeisung ins Stadtwerke-Netz bekommt die Kirche einen festen Preis von 16,5 Pfennig pro Kilowattstunde - den Strom aus der Steckdose, den die Kirchen weiterhin beziehen, bezahlen sie dagegen wesentlich teurer. Mit den jährlich 250.000 Mark, die sich Brückner aus dem Verkauf des Stroms errechnet, will er nach der Amortisierung der Anlage in acht Jahren eine „Ökologische Stiftung Kirche“ gründen, um renerative Energien zu fördern. Natürlich habe die Aktion auch einen politischen Charakter, denn wo der Politik der Mut zu einer Energiesteuer fehle, müßten andere Gruppen mit dem Umdenken anfangen, sagt der

Umweltreferent.

Der Wind für die Zustimmung des Kirchentages steht günstig, meint Brückner: „Es gibt in den Gemeinden ein breites Interesse für ökologische Fragen.“ Auch beim Umweltsenator unterstützt man die Einrichtung der ersten großen Windanlagen in der Stadt Bremen. Gero Immel von der Umweltbehörde hat der Kirchenleitung das Anzapfen der Windenergie vorgeschlagen. Inzwischen, sagt Immel, gebe es in Bremen sechs mittlere Windkraftwerke, die jeweils etwa 150 Kilowatt produzierten. „Bremen ist ein Grenzgebiet, wo man mit öffentlicher Förderung noch relativ effektiv Windenergie betreiben kann.“ Viel besser sei es an der

Küste, wo man mit Windenergie „richtig Geld verdienen“ könne, doch weil die Gemeinden sich gegen die Windräder in der Landschaft wehren, stehen dort „die Investoren Schlange“.

Die größte Energiequelle auch für Bremen ist immer noch das Energiesparen. Einsparungen, Weserkraftwerk und Windenergie zusammen könnten vielleicht einmal ein konventionelles Kraftwerk ersetzen, so Immel. Trotzdem werde Windenergie in Bremen nicht mehr als etwa sechs Prozent des gesamten Strombedarfs decken. „Das Problem mit dem Wind ist die Möglichkeit einer Flaute.

Bernhard Pötter