Deutscher in Teheran verhaftet

■ Just nach Rückkehr des iranischen Geheimdienstchefs aus Bonn wurde MAN-Manager im Iran der Spionage beschuldigt

Bonn (dpa/taz) – Kaum war der iranische Geheimdienstchef Ali Fallahani von seinen Kungeltreffs mit den Chefs der deutschen Geheimdienste zurück, war die Stimmung zwischen Teheran und Bonn wieder im Eimer: Am Samstag wurde in Teheran der 56jährige MAN-Manager Gerhard Bachmann festgenommen. Die Anschuldigungen: illegale Kontakte zu Militärs, Bestechung und Spionage. Gegen die Verhaftung Bachmanns hat die Bundesregierung am Montag schärfsten Protest eingelegt und Konsequenzen für die bilateralen Beziehungen angedroht, falls dieser „gravierende Vorfall“ nicht schnellstens geklärt wird. Auf direkte Weisung von Außenminister Klaus Kinkel bestellte dessen Staatssekretär Dieter Kastrup am Montag Irans Botschafter Seyed Hossein Mousavian ins Auswärtige Amt. Kastrup verlangte von Mousavian die Darlegung der Gründe, die Vorlage eines korrekten Haftbefehls und Informationen über den Verbleib des Firmenvertreters, damit deutsche Konsularbeamte ihn in Teheran aufsuchen und Rechtsschutz organisieren könnten.

Auffallend ist die zeitliche Nähe zwischen der Verhaftung Bachmanns und der Rückkehr des iranischen Geheimdienstministers Ali Fallahian von einem BRD-Besuch in der vergangenen Woche. Fallahian hatte sich von Mittwoch bis Freitag zu Gesprächen mit den Chefs des Bundesverfassungsschutzes und des Bundesnachrichtendienstes in Deutschland aufgehalten. Die Treffen wurden zunächst geheim gehalten. Nach Anfragen recherchierender Journalisten im Büro des Geheimdienstkoordinators im Kanzleramt, Staatsminister Schmidbauer, wurden dann am Freitag kurzfristig einige Journalisten zum Pressetalk mit Fallahian geladen.

Die Meldungen der journalistischen Jubel-Perser lasen sich dann wie PR-Texte: Er habe mit seinen deutschen Gastgebern, so Fallahian, die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus beraten. Bei den deutschen Strafverfolgungsbehörden dagegen hat die Bonn-Visite Fallahians Verärgerung und Protest ausgelöst. Nach Informationen der taz soll gar ein Vertreter der Karlsruher Bundesanwaltschaft bei Justizministerin Leutheusser- Schnarrenberger protestiert und die Meinung vertreten haben, gegen den Irani müsse ein Haftbefehl erlassen werden. Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft und des BKA steckt Teherans Geheimdienst hinter dem Mordanschlag auf oppositionelle iranische Kurdenpolitiker im September des vergangenen Jahres in dem Berliner Lokal „Mykonos“. Dabei wurden vier Menschen ermordet. Einen der drei später verhafteten mutmaßlichen Attentäter identifizierten die Fahnder als Angehörigen des iranischen Geheimdienstes. Thomas Scheuer