Gemeinsam gegen Lorkos neuen Club

■ FC St. Pauli: Hochmotiviert soll heute abend gegen den Wuppertaler SV gewonnen werden

Wenn heute um 19.30 Uhr im Wuppertaler Stadion am Zoo, der Anpfiff ertönt, ist es für die meisten Akteure des FC St. Pauli mehr als ein normales Auswärtsspiel. Es geht gegen den Wuppertaler SV, speziell gegen den Trainer des Vereins. Gegen Michael Lorkowski also, gegen einen, der sich in der Branche, in der pädagogisches Feingefühl selten anzutreffen ist, als einen harten Hund feiern läßt. Bis zum 23. September des vergangenen Jahres war „Lorko“ noch in Diensten des Kiezclubs und wurde auf Initiative seiner Spieler hin entlassen. Sein Nachfolger wurde damals – sozusagen als Gegenmodell zu dem autoritären und zuweilen authistischen Gehabe Lorkowskis – Seppo Eichkorn.

Lang ist es her. Mittlerweile steht auch Eichkorn in der Kritik bei den Spielern und in den Medien. Der vor der Saison erhoffte Erfolg der Mannschaft ist (noch) nicht eingetreten, obwohl die Millerntorequipe wiederum verstärkt wurde. Amateurismus wird Eichkorn von Spielerseite vorgeworfen (Martin Driller) und mangelnde Kommunikationsbereitschaft.

Obschon Seppo Eichkorn hat es nicht leicht. Mit dem für Fußballehrer unvorteilhaften Ruf als Softie ist er in das Geschäft eingetreten, zudem noch mit einem Ex-Trainer als Manager im Nacken, der in seiner Arbeitsauffassung stets als autoritärer Knochen galt.Da blieb ihm nicht anderes übrich, als populistische Maßnahmen zu vertreten: Etwa am Medien-Hype der besonderen Motivationskünste teilzunehmen und vor dem Heimspiel gegen Mainz, die Namen der Spieler an das schwarze Brett zu heften, die in der Vorsaison sich gegen die Karnevalstädter blamierten.„Seppo Eichkorn lebt Fußball“, wird ihm von Präsidiumsseite attestiert. Auch die Verpflichtungen vor der laufenden Spielzeit bewiesen Sachverstand. Die Spielanlage der Mannschaft hat sich auch verbessert. Endlich, im Gegensatz zur Regentschaft seines Vorgängers, wird die gesamte Breite des Platzes genutzt. Trotzdem: Der Ball findet zu selten den Weg ins gegnerische Tor.

Vielleicht langt es aber gegen Lorkowskis Wuppertaler SV zum ersten Auswärtssieg seit tausenden von Spielminuten. Denn die Erinnerung daran, als dumme Jungs behandelt worden zu sein, sollte auch auswärts ein Feuer in den Kiezkickeraugen entfachen. kader