Uni wird boykottiert

■ Studierende werden Türen blockieren Jusos erinnern Staffelt an Beschluß

An der Technischen Universität gehen die Türen zu. Gestern beschlossen rund 350 StudentInnen des Fachbereichs Planungs- und Gesellschaftswissenschaften, ab kommenden Montag den Lehrbetrieb zu boykottieren. Die Türen des Lehrgebäudes in der Dovestraße sollen blockiert werden. Mit dem Boykott soll auf die miserable Lehrsituation in dem Studiengang hingewiesen werden: Von 23 Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter würden kommendes Jahr nur noch ein Drittel besetzt sein, wenn die TU die Sparbeschlüsse des Wissenschaftssenators Manfred Erhardt (CDU) umsetzt. „Die Lehre bricht zusammen“, sagte ein Student zur taz.

Die StudentInnen kritisierten auf einer gestrigen Vollversammlung den Hochschulstrukturplan des CDU-Senators scharf, der einen Abbau von 15.000 Studienplätzen vorsieht. Sie wenden sich gegen die geplanten Studiengebühren, gegen eine gesetzliche Beschränkung der Studienzeit und gegen die Zwangsexmatrikulation. Auch das Eingriffsrecht, so ein Student, mit dem künftig von Staats wegen Studiengänge aufgelöst werden können, sollte der Senator nicht haben.

Kommenden Dienstag findet eine Vollversammlung in der TU statt. Es sei ein „inhaltlicher Streik“ geplant, teilten die Studierenden mit. Es fänden ab Montag Arbeitsgruppen zur derzeitigen Situation statt. Auch Professoren waren bei der Versammlung anwesend und sagten zu, ihre Veranstaltungen umzufunktionieren. Heute zum Beispiel, 12 Uhr, werde Klaus Künkel statt über öffentliche Haushalte über den Sparhaushalt der TU sprechen.

Die Jusos forderten gestern vom SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Ditmar Staffelt, er solle die vom CDU-Senator geplanten Veränderungen im Hochschulgesetz verhindern. In seiner Rolle als Parteivorsitzender solle er sich an den Beschluß der Landes-SPD halten. „Staffelt darf sich nicht zum Vasallen der CDU-Bildungspolitik machen lassen“, warnte der Jusovorsitzende Martin Krug. Die Jusos raten ihrer Partei, notfalls die Koalition aufzukündigen. Christian Füller