Textile Schwestern Goethes

■ Eine Ausstellung über die Rolle der Schürze an der Frau

Den Männern: Büsten – den Frauen: Schürzen. Berühmte Männerköpfe wurden ja schon immer in Gips und Bronze verehrt. Goethe zum Beispiel. Der eigenen Schwester Cornelia jedoch verwehrte der Dichter den Ruhm und das Schreiben und verordnete ihr die Ehe.

Büsten gibt es also keine von Cornelia – und doch ist ihr letztendlich von der Künstlerin Brigitte Hoffmeister ein Denkmal gesetzt worden. Mit der so oft getragenen Schürze nämlich. Und da sich Cornelias Schürzendasein beliebig vervielfachen läßt, hängen da nun acht weiße Schürzenbüsten nebeneinander auf rosafarbenem Baumwollgrund.

Goethes Schwestern nennt Brigitte Hoffmeister dieses Textilobjekt und reiht darum herum eine ganze Schürzenschau, die noch bis Ende der Woche im Zentrum für Frauengeschichte in Oldenburg zu sehen ist.

Innerhalb von fünf Jahren hat die Kunstpädagogin über tausend Schürzen gesammelt und aufbereitet. Schürzen, die Frauen durchs Leben begleite(te)n und Frauenrollen und -schicksale dokumentieren. Blütenweiß die Schürze für den Schürzenzins oder das Recht des (Leib-)Herrn auf die erste Nacht. Wie Drachen schwarzweiß von der Decke hängend das Fluchobjekt Frau: Fee oder Furie. Blau der schmutzige Arbeitskittel als grobes Wandobjekt, geflickt und als einzige bunt bestickt die Schürze einer Aussiedlerin. sip

Zentrum für Frauengeschichte, Kleine Kirchenstr. 17a, OL, noch bis zum 21.1.

Mi., 19.1., Vortrag: Drunter und Drüber: Zur Geschichte von Beinkleidern und Strümpfen, 20 Uhr