■ Nervenzerfetzender Wettbewerb
: Nur im Notfall

Eigentlich wollte ich vergangene Woche nur die Auslobung zum „Wettbewerb Bundespräsidialamt“ anfordern. Aber die „Dame“ von der Bundesbaudirektion war „zu Tisch“. Das Verhängnis nahm seinen Lauf. „Versuchen Sie's doch mal in Bonn“, fauchte ein Drachen und knallte den Hörer auf. Dort wählte ich das Bundesbauministerium an. Keine Ahnung, wovon Sie reden, lachte der Referent, dafür sei das Bundespräsidialamt zuständig. Die Nummer reichte er nach. Sie war falsch. Am nächsten Tag probierte ich es erneut in Berlin, über den Umweg des Bundestages, wo mir die Nette von der Vermittlung die Durchwahl steckte. Ich hoffte, so am Drachen vorbeizukommen. Doch die Lage hatte sich verschärft. Denn inzwischen war in Bonn der Schürmann-Bau mit Rheinwasser vollgelaufen, und die Bundesbau-Direktorin hatte gekündigt. Man wolle zurückrufen. Tat das aber nicht. Sondern tauchte ab. Im Bundespräsidialamt ließ man derweil die Zügel schleifen. Der Chef blies mit Stab in Berlin zum Neujahrsempfang, und ich wurde zur Oberfinanzdirektion durchgestellt. Wenigstens wußte der Pförtner, wo er war. Tags darauf empfing der Bundespräsident mit seinem Pressechef das Diplomatische Corps. Es war zum Verzweifeln. Diverse Sekretärinnen dachten das sicher auch und hassen mich seither. Schließlich ließ ich die Leitungen zwischen Berlin und Bonn heißlaufen. In allen Bundespräsidialämtern forderte ich den zuständigen Leiter. Der sei gerade in der Luft, von Berlin nach Bonn, „und mit der Maschine des Bundespräsidenten verbinden wir nur im Notfall“. Drei Tage sind ein Notfall, sagte ich. Zwei Stunden später hatte ich das Ding. Ausländische und nervenschwache Architekten können sich nun an mich wenden... Rolf Lautenschläger

Siehe Bericht auf Seite 19