Reich-Ranicki bedroht

■ Antisemitischer Hintergrund vermutet

Tübingen (taz) – Der Literaturkritiker und Überlebende des Warschauer Ghettos Marcel Reich-Ranicki hat eine Morddrohung erhalten. Ein Sprecher der Tübinger Polizeidirektion bestätigte gestern, daß Reich-Ranicki einen Drohanruf „antisemitischen Inhalts“ bekommen habe. Sinngemaß habe der Anrufer geäußert „alle Juden gehörten umgebracht“.

Reich-Ranicki, der Honorarprofessor der Tübinger Universität ist, hatte am Mittwoch unter starkem Polizeischutz über Kafka gelesen. Von seiner Ankunft bis zur Abreise sei ihm „durchgehender Personenschutz“ gewährt worden, so der Polizeisprecher zur taz. Selbst während der Nachtruhe habe man das Hotel per „Innenschutz“ gesichert.

Wie sich inzwischen herausstellte, bezog sich die antisemitische Morddrohung aber gar nicht auf die Tübinger Vorlesung, sondern auf eine Veranstaltung, auf der Reich-Ranicki am Wochenende in Badenweiler bei Freiburg auftreten will. Auch dort sind nach Polizeiangaben umfassende Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet. gam