Betr.: "Wenn Frauen schlagern lassen", taz vom 28.1.94

[...] Am meisten geärgert habe ich mich über folgenden frauenfeindlichen Vorwurf: „Und daß dunkelhäutige Männer sexuell besonders gefährlich seien, denken vor allem Frauen. Weiblicher Rassismus...“ [...] Da Ihr Euch weder Eures Sexismus noch Eurer demnach widersprüchlichen Berichterstattung bewußt seid: eine Ausführung dieser Problematik:

Auch die taz greift immer wieder das frauenverachtende Verhalten von z.B. Pakistanern in islamisch-fundamentalistischen Ländern, in Indien usw. an. Die vielen Beispiele von legalem Frauenmord, Witwenverbrennung, Klitorisbeschneidung usw. muß ich nicht weiter aufzählen, sie zeigen das existierende Frauenbild, das diese Männer haben.

Diese Kritik übt und akzeptiert Ihr aber nur, wenn diese Männer/ Täter weit weg und im Ausland sind. Kaum sind die gleichen Männer (die ihr Frauenbild an der deutschen Grenze nicht abgegeben haben) in Deutschland, unterstellt Ihr den Frauen, die das Verhalten von belästigenden und nötigenden Männern kritisieren oder nur erwähnen, Rassismus. Frauen, die versuchen, nicht rassistisch zu sein, wird mit diesem üblichen, verlogenen „Totschlag“-Argument absichtlich jede Möglichkeit der Kritik am Sexismus genommen. Antirassismus ist auch moderner und wohl bequemer als Antisexismus.

Vielleicht begreift auch Ihr irgendwann mal, daß Opfer (von Rassismus) auch (sexistische) Täter sein können. Vielleicht vereinfacht Ihr irgendwann nicht mehr ständig zugunsten von Männern und gegen Frauen.

Auch in meinem Erfahrungsbereich geht sexuelle Gewalt (leider) eindeutig mehr von ausländischen Männern aus (beim Trampen, tag und nacht in U- und S-Bahnen). Es ist auch kein Wunder, warum sollten sie in Deutschland plötzlich ihr Frauenbild verändern? Aber auch wenn diese Männer Opfer von Rassismus sind, müssen sie als Täter benannt werden können.

Ganz vergessen habt Ihr in Eurem Artikel die ausländischen Frauen, denen Ihr erst gar keine kategorische Existenz zuweist und die nicht nur unter dem deutschen Rassismus, sondern zusätzlich unter dem Sexismus leiden. Gisela Schiele, München