Ein Tritt hinterher

■ betr.: „taz, frauenlos“, „Relative Verweigerungsstrategien“, taz vom 9.3.94

Die Reduzierung der Himmelshälfte für Frauen auf die Hälfte der Kaffeemaschinen als ein Merkmal für diesen Tag ohne Frauen in der taz scheint mir so ziemlich symptomatisch für diese Ausgabe. Daß die taz-Männer heimlichen Ehrgeiz entwickeln, die Zeitung notfalls – dieses Wort zur Ehrenrettung hilft da auch nicht mehr – auch allein produzieren zu können, ist widerwärtig und in Anbetracht dessen, daß Frauen als erste vom Arbeitsmarkt verschwinden müssen, äußerst zynisch. Nicht heimlich, sondern unverhohlen versetzt M.S. uns Frauen einen Tag nach unserem Streik einen Tritt hinterher. [...]

Ein paar Seiten weiter dann Streickbrecherin Klaudia Brunst, die mal wieder – für diese dünne Zeitung viel zu kostbaren – Platz verschwendet, um mich mit ihren biederen Geschichten von ihrer Freundin und ihrem Hund zu nerven. Daß die zwei (mit Hundhundhund) nicht aus ihrem so beschriebenen kleinkarierten Muspott rauskommen und für sie der 8. März wie Muttertag und verlogen ist, wundert mich da keineswegs. Nur – wen interessiert's? Solche Frauen und dementsprechende Geschichtchen kann ich an jeder Straßenecke, in jeder normalen Kneipe, bei Elternversammlungen etc. hören – wenn mir der Sinn danach steht (was mich allerdings entsetzlich langweilt). [...] Angelika Graf, Berlin