UNO berät über Nordkoreas Atompolitik

■ Alarmbereitschaft, aber „keine Kriegsvorbereitungen“ in Nord- und Südkorea

Washington/Seoul (dpa/taz)

Das gefährliche Pokern im Konflikt um die nordkoreanischen Atomanlagen geht weiter. Nordkorea versetzte am Freitag seine Truppen ebenfalls in Alarmbereitschaft, nachdem dies in Südkorea bereits zwei Tage zuvor geschehen war. Dennoch blieb die Stimmung in Südkorea weitgehend gelassen. Regierungskreise sprachen gar von Routinemaßnahmen. Die Nachrichtendienste hätten keine Kriegsvorbereitungen im Norden feststellen können, hieß es. Auf der Halbinsel stehen rund 1,8 Millionen Soldaten, davon 1,1 Millionen in Nordkorea. Neben den 650.000 südkoreanischen Soldaten sind im Süden noch 37.000 US-Soldaten stationiert. US-Verteidigungsminister William Perry sagte nach einem Bericht der New York Times, „falls (UNO-)Sanktionen irgendwelcher Art angeordnet werden, dann wird uns das zu einem Überdenken unserer Verteidigungsmaßnahmen in Korea veranlassen, denn die Nordkoreaner haben klar gesagt, daß sie Sanktionen gleich welcher Größenordnung als Provokation betrachten würden.“ Wenn nur geringe wirtschaftliche Strafmaßnahmen verhängt würden, werde möglicherweise nur eine geringe Verstärkung der in Südkorea stationierten US-Soldaten nötig sein. Bei schärferen Sanktionen, wie einem Ölembargo, würden die amerikanischen Truppen jedoch dem viel größeren Risiko eines Angriffs durch den kommunistischen Norden ausgesetzt, was eine massive Verstärkung unabdingbar machen würde.

Tatsächlich aber stehen Wirtschaftssanktionen nicht zur Debatte, und so müssen derartige Äußerungen durch US-Politiker als rhetorische Übung gelten. Denn China will seine Zustimmung zu einem Wirtschaftsembargo nicht geben und auch Rußland, Japan und andere Länder Asiens mahnen zur Zurückhaltung. Daher werden sich die USA zunächst mit der Verabschiedung einer UNO-Resolution zufrieden geben, die am Freitag im UN-Sicherheitsrat beraten werden sollte. Darin sollten jüngste Behinderungen internationaler Atomkontrollen verurteilt und Pjöngjang zu einem Einlenken in dem Streit aufgefordert werden. Eine solche Resolution will Moskau auch unterstützen. Dort hatte man zuvor vorgeschlagen, eine internationale Konferenz einzuberufen, was jedoch wenig Anklang fand.

Der südkoreanische Präsident Kim Jong Sam, der sich in Japan aufhält, forderte gestern in Tokio Nordkorea erneut auf, seine Nuklearanlagen überprüfen zu lassen. Andernfalls drohe ein „nuklearer Holocaust“. Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie- Agentur in Wien, Hans Blix, informierte am Donnerstag den Sicherheitsrat der UNO über die Probleme seiner Organisation bei der Überprüfung nordkoreanischer Nuklearanlagen. Blix erklärte, die IAEO-Inspektoren hätten wichtige Teile der Anlagen trotz Zusage aus Pjöngjang nicht inspizieren dürfen. Blix sagte: „Wir haben niemals gesagt, daß Nordkorea eine Nuklearwaffe produziert. Was Besorgnis auslöst, ist die Produktion von Plutonium. Für eine Waffe braucht man sowohl angereichertes Uran als auch eine Produktion von Sprengköpfen. Plutonium ist dabei mit Sicherheit eine grundlegende Voraussetzung.“