Mahnwache gegen Synagogen-Brand

■ Über 1.000 Menschen quer durch die Bevölkerung demonstrierten am Wochenende gegen Antisemitismus

Mit einer Mahnwache vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße haben am Samstag nachmittag mehr als 1.000 BerlinerInnen gegen den Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge demonstriert. Schweigend verharrten sie eine Viertelstunde lang vor dem Gebäude, trotz Regenschauern, und zogen anschließend zum Brandenburger Tor.

Gekommen waren junge und alte Menschen verschiedenster Nationalitäten quer durch die Bevölkerung. Darunter auch ältere Frauen und Männer, die in ihrem Leben schon einmal Zeugen von brennenden Synagogen geworden waren. Mit Freunden und Verwandten standen sie da, keiner sprach ein Wort. Ein aus Schilfrohr zusammengebundener Davidstern an der Spitze des Zuges gemahnte an den Holocaust. Aufgerufen zur Gedenkveranstaltung hatten CDU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen. In der Menge befanden sich die CDU-Senatoren Volker Hassemer und Elmar Pieroth sowie die Grünen-Abgeordneten Renate Künast und Wolfgang Wieland. Nie wieder, so die schweigende Botschaft der Versammelten, sollen in Deutschland Synagogen brennen.

„Wer jüdische Mitbürger angreift, greift uns an“, bekundete auch der brandenburgische Ministerpräsident seine Solidarität mit den in Deutschland lebenden Juden. In einem Brief an den Vorsitzenden der Berliner Jüdischen Gemeinde, Jerzy Kanal, forderte er ein entschiedenes Vorgehen gegen den Antisemitismus in der Bundesrepublik und dessen „geistige Brandstifter“. Kurz vor dem Passah-Fest, so Kanal, herrsche in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin „große Unruhe“. Die fünf Berliner Synagogen würden während der meisten Feierlichkeiten jedoch durch Wachpolizisten geschützt. Kanal fühlt sich zwar persönlich nicht bedroht, glaubt aber, daß in Berlin jeden Tag das gleiche wie in Lübeck passieren könne. cs