Sandmännchenfunk

■ Einschläfernd: Das neue Campus Radio

Das Sandmännchen hat eine neue Zielgruppe: Die StudentInnen in Oldenburg und Bremen. Zu denen kam das Einschläferchen gestern zum ersten mal: Knapp nach 19 Uhr, zur besten Buten & Binnen-Zeit soll es auch in Zukunft jeden Mittwoch wiederkehren – wenn die StudentInnen den Kanal nicht dichtmachen.

Denn was da am Mittwochabend auf der Wolke „Campus-Radio“ herniederschwebte, war wenig originell. Ganze 50 Minuten lang ließ das Männchen schwere Brocken von oben herabpurzeln, als gebe es im StudentInnenleben so gar keinen Anlaß zu guten Laune. „Ernstfall und Universität“ hieß das erste Thema, das im Interview mit den Asta-Vorsitzenden der Unis Oldenburg und Bremen totgeschlagen wurde. „Nöte und Sorgen“ einer ganzen StudentInnengeneration kamen erschwerend hinzu.

Aber das Männchen hatte noch mehr im Schnarchsack dabei: Die Präsidenten beider Unis, ebenfalls im Interview, blickten den Problemen ihrer AbsolventInnen selbstsicher ins Auge: Man dürfe die Möglichkeit der Arbeitslosigkeit vor allem nicht verschleiern. Bei soviel Tiefgang machten selbst die Kurznachrichten zur Halbzeit wenig Appetit auf mehr: Der Geschmack von Frische wollte sich bei so viel Konserven einfach nicht einstellen.

Spätestens da reibt sich die Zuhörerin verwirrt den Sand aus den Augen: Was soll dieser lieblose Aufguß von „Kultur am Morgen“ um diese Zeit? Wie ist es möglich, zum Beginn eines neuen Semesters eine Sendung zu fabrizieren, die die Stimmung und Initiativen auf dem Campus derart ignoriert? Und was hat die SendungsmacherInnen nur dazu bewogen, zeitlose Musik ohne jeden Bezug zu den paar Themen auszuwählen – und damit auch die letzte Chance zu verspielen, trotz allem Neuheitswert nicht abgeschaltet zu werden? Eva Rhode