„Umgehender Rücktritt“

■ Konflikt in Stiftung Alsterdorf

Unter den 2200 MitarbeiterInnen der Stiftung Alsterdorf brodelt es: Wenn heute der Stiftungsbeirat über ein neues Strukturmodell des Vorstandes berät, werden MitarbeiterInnen ihre Alternativ-Vorschläge vorstellen. Wichtigste Forderung: Der Rücktritt des vierköpfigen Vorstandes. Seit fast zwei Jahren sorgt die kirchliche Behindertenstiftung für Negativ-Schlagzeilen.

Während die PatientInnen teilweise unter widrigen Umständen leben und die PflegerInnen unter schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten müssen, genehmigten sich die Vorständler seit Herbst 1992 Managergehälter, wie sie in der „freien Wirtschaft“ (Jahresgehalt 250.000 Mark) üblich sind. Das führte bereits 1992 zu Rücktrittsforderungen.

Aufgrund von Entlassungen konnte die Stiftung zwar die Defizite abbauen, dennoch erzielte sie im Zeitraum Herbst 1992 bis 93 bei einem Gesamthaushalt von 221 Millionen Mark nur einen Überschuß von 282.000 Mark. Der Schuldenberg von 40 Millionen Mark blieb also bestehen.

Der neueste Clou der Behindertenmanager: Die Stiftung soll in eine Holding umgewandelt, die Kompetenzen des Vorstands sollen erweitert werden. Der Vorwurf der MitarbeiterInnen in einem Brief an den Vorstand: „Durch ihre neuerlichen Absichtserklärungen haben Sie verdeutlicht, daß es mit Ihnen eine qualifizierte Behindertenhilfe überhaupt nicht mehr geben wird.“ Deshalb fordern die MitarbeiterInnen den Vorstand auf, „umgehend beim Stiftungsbeirat um ihre vorzeitige Entlassung aus Ihren Verträgen nachzusuchen, um so den Weg für den notwendigen Neuanfang frei zu machen.“ kva